Auf der Suche nach scharfen Kurven und dem G-Punkt

Wenn Ihr jetzt hergekommen seid und nackte Haut erwartet, muß ich Euch leider entäuschen. Der OST-Blog bleibt natürlich beim Thema und beschäftigt sich allerhöchstens mit nacktem Stahl.
Trotzdem ist die Überschrift natürlich nicht gänzlich aus der Luft gegriffen.
Ich hatte die Tage mal etwas Zeit und erste Nockenwellen mal ein wenig unter die Lupe zu nehmen. Neben der mir noch unbekannten Welle, wollte ich doch gleich mal mit einem oft verwendetem Stammtischthema auf dem Grund gehen.

Passat GLI Motor Nockenwelle

Dafür mußte zunächst einmal ein Motor aus einem geschlachtetem Passat GLI dran glauben. Schon seit langen fehlt ihm der Abgaskrümmer und die Aluölwanne, nun mußte auch die Nockenwelle noch dran glauben.

Das Thema ist die sagenumwobene G-Nocke. Die wird immer wieder so hoch angeprießen und nur wenige wissen, was es wirklich mit dieser Nocke auf sich hat. Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Die sogenannte G-Nocke ist die Standarnockenwelle aus dem 1,8 Liter GTI-Motor mit Hydrostößeln beim Golf II. Und das G steht weder für den G-Punkt, noch hat es etwas mit G-Lader oder GTI zu tun. Es ist einfach der Buchstabe hinter der VW-Teilenummer: 026 109 101 G. Zu Erkennen ist diese Welle an einem relativ großem, eingegossenen „G“, ohne eine Zahl davor.

Dann gibt es aber noch eine ähnliche Welle die mit 049G gekennzeichnet ist. Diese Welle wurde in den 1,6l-Einspritzern ab 8.79 verbaut, aber auch noch in den ersten 1,8 Ltr 112PS (MKB: DZ). Sicher im GTI (MKB: EG) und im Audi 80 GTE (MKB: YZ), beim Passat GLI (MKB: YS) bin ich mir noch nicht sicher. Diese Welle hat einen Ventilhub von 10,8mm. In meinem Motor war sie leider nicht drin.

Ich habe die Nockenwelle aus meinen Schlachtmotor mal auf dem Prüfstand vermessen.

Nockenwellendiagramm passat GLI ys

Die rote Kurve ist die Welle aus dem GLI-Motor. Und die ist bei 10,3mm Ventilhub am Ende.
Die Welle ist von der Nockenform und vom Ventilhub übrigens völlig identisch mit der Nockewelle aus den ganz normalen 75PS- und 85PS-Motoren. Der Öffnungswinkel beträgt 230° und die Spreizung 10°. Nur der Schlitz für die Fixierung des Nockenwellenrades ist um 1,5° versetzt, was 3° an der Kurbelwelle entspricht. Alle Nocken kommen bei dieser Welle eben 3° später. Das Einlaßventil öffnet z.B. bei 1° vor OT und nicht bei 4° wie bei den leistungsärmeren Varianten.

Das bringt mich auf der Suche nach mehr Leistung für den Motor des ´76ers also nicht weiter. Die 3° könnte ich auch mit den verstellbaren Nockenwellenrad herbeizaubern.

Für die Nockenwelle, die die blaue Kurve symbolisiert habe ich noch keine Herkunft finden können. Von den Öffnungszeiten, würde sie der Welle eines DS-Motors entsprechen. Auch die Kennzeichung mit 049J spricht eigentlich dafür, den die DS-Welle hat die Nummer 049 109 101 J. Die hat aber nach meinen Unterlagen ebenfalls einen Hub von 10,3mm.

Die Gradzahlenangaben sind übrigens auch so ein Thema für sich. Mittlerweile habe ich herausgefunden, daß die Angaben von VW sich auf einen Ventilhub von 1mm beziehen. Das Ventilspiel wird dabei nicht berücksichtigt. Bei den ganzen Tuningwellen werden zur Verkaufsförderung natürlich möglichst große Gradzahlen angegeben. Schrick bietet für die Motoren mit Tassenstößeln z.B. ein Welle mit einen Öffnungswinkel von 276° an.
Diese Werte sind aber überhaupt nicht miteinander zu vergleichen, da sich die Gradangaben bei Schrick auf einen Hub von 0,5mm beziehen. Würden sich die Angaben für die GLI-Welle aus dem Diagramm auch auf 0,5mm beziehen, hätte sie einen Öffnungswinkel von 256° (statt 230° bei 1mm). Damit ist der Unterschied dann schon gar nicht mehr so gewaltig.
Wie bei der heutigen Überschrift: Alles eine Sache der Aufmachung. 😉

4 Comments

  1. Dennis

    Wann gibst du denn deine Doktorarbeit über antike Nockenwellen der Volkswagengruppe ab?

    Respekt!

    Reply
  2. Lalli

    Moin Dr. Prof. Olaf! 😉

    Immer wieder schön in deinem Blog zu lesen! Auch wenn ich nicht wirklich was vom Motor verstehe. Dank deiner Aufschlauung wird´s langsam! 😉

    Machst dem Dr. Prof. Roman ja schon mächtig Konkurrenz in Sachen Praxis, denn er ist ja eher der Dr. Prof. der Theorie! 😉

    Weiter so!!!!!

    VG aus IN
    Lalli

    Reply
  3. SirGroovy

    Servus OST,

    absolut großartig! Ich lese ganz gebannt mit!

    CU

    SirGroovy

    Reply
  4. Urs

    Servus Olaf,
    zur Zeit ist es richtig spannend hier, da kann ich nach dem Urlaub ja direkt mit Deiner Anleitung loslegen, die G-Nocke hab ich schon ;o)

    Gruß Urs

    Reply

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