Fahrstrecke: St.Maria Val Müstair – Umbrailpaß – Stifser Joch – Vinschgau – Meran – Timmelsjoch – Imst – Hanhtennjoch – Lechtal – Hochtannbergpaß – Furka Joch – Triesenberg
Länge: 380,22 km
Höhenmeter: + 7770,05 m / – 8648,07 m
Abfahrt: 10:00 Uhr
Ankunft: 23:45 Uhr
Bis gestern war Spaß. Der letzte Tag sollte noch mal so richtig ins eingemachte gehen. Das sieht man alleine schon an den gefahrenen Kilometern, den gemeisterten Höhenmetern und bis wann wir Abens unterwegs waren.
Wie sind daher auch relativ zeitig losgefahren. 10:00 Uhr war genau die richtige Zeit.
Ach wie war das überhaupt mit dem Wetter? Erinnert Ihr Euch noch an das letzte Bild vom Vortag? Unsere beiden Passat klitschnaß vor dem Hotel… Das sah an diesem Morgen natürlich ganz anders aus.
Das geht natürlich auch anders. Wieder blauer Himmel mit leichten Schönwetterwolken. Von Regen weit und breit keine Spur mehr. Wenn Engel reisen…
Es ging auch gleich ins eingemachte. Ohne lange Umschweife, ohne daß unsere Motoren sich großartig warmarbeiten konnten, ging es gleich den Umbrailpaß hinauf.
Hier gab es sogar noch ein kleines Teilstück nicht asphaltierte Straße. Das gabs es auf der ganzen Tour nur hier.
Trotz des engen Zeitplans müssen ein paar Fotohalte natürlich sein.
Bei diesem Kaiserwetter ist das Pflicht.
Überhaupt haben wir die ersten Kilometer sehr viele solche Halte einlegen müssen. Ein paar hundert Meter weiter waren wir dann nämlich schon oben auf der Paßhöhe mit dazugehöriger Zollstation.
Besetzt war sie allerdings wieder nicht. Das ganze Ding hat wohl mehr eine Alibifunktion.
Auch das Foto vom Paßschild durfte natürlich nicht fehlen.
Im Hintergrund ist schon die große Übersichtstafel mit den in Italien zulässigen Geschwingkeiten zu erkennen.
Da war dann auch schon das Ende des Umbrailpaßes. Eine zweite Rampe besitzt er nicht. Diese teilt er sich auf italienischer Seite mit der Westrampe des Passo del Stelvio, besser bekannt unter Stilfser Joch.
Hier sind wir dann auch schon an der Zusammenführung der beiden Päße. Für uns ging es jetzt noch mal 250m Meter weiter nach oben.
Und wieder haben wir dieses kurze Stück nicht in einem Rutsch geschafft.
Wer will uns das verübeln?
Dann aber, der höchste Punkt unserer Tour ist erreicht.
Wie hoch das hier war, konnte man noch so gerade eben erkennen.
Aber Moment. Schon zwei Päße und noch keine richtige Pause. Das wurde natürlich sofort nachgeholt!
So viel Zeit muß sein. Schließlich waren wir jetzt schon fast eine Stunde unterwegs. Für 12 Kilometer…. Ein bisschen müssen wir da aber noch an den Vergaserschrauben drehen.
Aber jetzt ging es sowieso erst mal nur noch bergab. Genauer gesagt von 2758 Meter ging es jetzt runter bis auf gut 300 Meter. Das ganze über eine Strecke von etwas über 70 Kilometern. Wobei der Großteil der Höhenmeter jetzt direkt vor uns lag.
Irre. Ganz sicher einer der überwältigensten Ausblicke der gesamten Tour.
Dabei ist das nur ein Bruchteil der Kehren auf der Ostrampe.
Kehren, Kehren, nichts als Kehren.
Als ich dachte wir wären unten, habe ich von der vermeintlich Letzten ein Abschiedsfoto gemacht. Über 1000 Höhenmeter waren da schon geschafft.
Erst ein Stück später war mir klar, daß das noch nicht die letzte Kehre war. Zwei weitere folgten noch. Das war aber aber nach der eigentlichen Rampe. Aber auch die waren durchnummeriert. Insgesamt also 48 Kehren.
Es folgt jetzt ein etwas längere Törn nach Meran.
Dabei ging es durch die undendlichen Apfelplantagen des Vinschgau. Das die bei diesem Wetter hier gut gedeien kann ich mir vorstellen.
In Meran mußten wir dann beide doch noch mal etwas nachtanken. Bis nach Österreich wären wir beide so nicht mehr gekommen.
In welchen Klima wir uns hier jetzt befanden, sieht man am besten an der Vegetation.
Palmen bei locker 25°C. Herrlich.
So herrlich, daß wir die Gunst der Stunde nuzten um eine kleine Pause bei Cappuccino und einem Panini einzulegen. Natürlich draußen auf der Terasse.
Auf zum nächsten Paß. Bei der Auffahrt wurde zunächst richtig was geboten.
Zunächst bog direkt vor meine Nase dieser Lkw auf die Straße ein. Ich habe mich die ersten Meter noch hinter ihm gehalten und wollte eine passende Stelle zum überholen abwarten. Es mutiger, ich würde sagen, eher leichtsinniger, war da ein Audi-Fahrer aus Rosenheim. Der konnte es nicht abwarten und hat uns beide in einm Zug überholt. Nicht ohne den Gegenverkehr dabei zu einer leichten Bremsung zu zwingen. Und später trödelte er den Anstieg hinauf, minutenlang hing ich ihm im Heck. Bis er endlich auf die Seite fuhr.
Noch viel interassanter ist aber der weiße Kastenwagen, der auf dem Foto schon in der Rampe ist. Der hatte einen Fahrstil drauf. Hut ab. Ich hatte keine Chance an ihm vorbeizukommen…
Das haben nur ein paar Jungs von einem Opel GT Club geschafft. Mit dem Ergebnis, daß einer später in der Felswand hing und das rechte Vorderrad doch arg weit aus dem Radkasten lugte.
Diese Szenen sind natürlich alle im folgenden Video enthalten.
So sah das dann am Ende aus.
Das Wetter wurde jetzt minütlich schlechter. Bevor wir mitten in den Wolken waren, gabs noch mal einen kurzen Halt.
Ganz so schlimm wie befürchtet, war es dann oben zum Glück doch nicht. Leichter Nieselregen. Trotzdem ein krasser Kontrast zu den über 25°C und Sonnenschein noch vor einer Stunde in Meran.
Zeit für eine Kaffeepause. Wenn die schon die Bohnen bis auf über 2500 m bringen, wollen wir das auch würdigen.
Kühe hatten wir schon, Ziegen waren auch schon dabei, was noch fehlt sind Schafe. Bitte schön.
Die Abfahrt war richtig schön knackig. Die Kehren waren endlich weitläufig wie am Mendelpaß, da konnte man schon etwas rollen lassen.
Aber das Wetter wurde jetzt wirklich zusehends schlechter. Immer wieder wolkenbruchartiger Regen, dann wieder kurze trockene Phasen, dann wieder Regen. Aber die Strecke jetzt war auch nicht ganz so interessant. Es ging durchs Ötztal über Sölden bis nach Imst.
Hier konnte wir endlich wieder unsere Tanks zu vernüftigen Preisen vollmachen und auch für unser leibliches Wohl sorgen.
Die erste handfeste Nahrung heute. 😉
Jetzt standen wir am Scheideweg. Es war kurz vor sechs und Liechtenstein noch in weiter Ferne. Das Wetter wurde nicht besser. Wir hätten jetzt die Wahl zwischen 100 Kilometer Autobahn oder obenrum und noch die letzten drei Päße mitnehmen. Wie wir uns entschieden haben, könnt Ihr Euch wohl denken. Zunächst für die Päße! Logisch.
Also nichts wie los. Auf zum Hanhtennjoch. Zumindest der geht auf jeden Fall noch.
Auch hier haben wir es uns nicht nehmen lassen einen Fotohalt einzulegen. Auf die paar Minuten kommt es nicht drauf an.
Es war zu diesem Zeitpunkt sogar gerade mal halbwegs trocken.
Oben dann natürlich wieder das obligatorische Foto mit dem Paßschild.
Die trockene Phase war aber nur von kurzer Dauer. Auf der Abfahrt ins Lechtal schüttet es wieder wie aus Kübeln.
So, wieder ein Paß mehr den wir von der Liste streichen können. Einer geht noch. Haben wir uns so gedacht… Denn da kam auf einmal dieses Schild.
Straßensperrung auf dem Weg nach Warth. Genau da wollten wir hin. Es war jetzt kurz vor halb acht. Das wäre genau der Zeitraum der Sperrung. Mist!
Ein Blick in die Karte brachte wenig erfreuliches. Wenn wir da nicht durchkommen, bedeutet das einen Umweg von mindestens 150 Kilometern. Und den Paß den wir gearde gefahren sind, müßten wir auch wieder zurück. Nee, nicht mit uns. Das gucken wir uns jetzt an.
Die haben das aber tatsächlich ernst gemeint. Absolut kein Durchkommen.
Der Feuerwehrmann lies auch nicht mit sich reden.
Wenn man das Schild sieht, sogar verständlich.
Und jetzt? Um 21:15 Uhr sollte die Straße wieder frei sein. Das waren noch gut eindreiviertel Stunden. Hier warten bringt uns irgendwie auch nicht weiter. Also beschloßen wir die 10 Kilometer zurück nach Steeg zu fahren und dort eine Kleinigkeit zu uns zu nehmen und die Pause damit zu überbrücken.
Es gab Teller mit Suppe. So ist das wohl wenn man im besten Haus am Platz einkehrt.
Gegen 21:00 Uhr starteten wir dann den zweiten Versuch nach Warth zu kommen. Hier gab es wenigstens die Möglichkeit wieder zur Autobahn zu kommen und schnell nach Liechtenstein zu gelangen.
Autobahn? Geht ja gar nicht, es fehlen noch zwei Päße auf der Liste!
Ab durch die Nacht! Denn natürlich war es mittlerweile stockfinster.
Das Paßschild haben wir aber trotzdem gefunden.
Auch wenn man das hier nicht erkennt. Das ist der Hochtannbergpaß. Mit 1675m eher ein Paß für Anfänger.
Kurze Zeit später, in Damüls, gab es dann erneut die Möglichkeit auf die Autobahn zu kommen. Wir haben uns dagegen entschieden. Allerdings wurde die Fahrt jetzt richtig fies. Dauerregen vom feinsten, Gewitter, Füchse und Rehe auf der Straße. Das zehrte doch schon ganz schön an der Substanz.
Trotzdem haben wir das Furka Joch noch mitgenommen. Obwohl wir uns zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich sicher waren, daß wir auch genau oben am Furka Joch waren.
Ein entsprechendes Schild konnten wir nämlich nirgendwo finden. Gewißheit holten wir uns übers Smartphone. Google maps sagte, es sind noch 10 m bis Furka Joch. Treffer.
Die Abfahrt wurde dann zum Lotteriespiel. Besonders wenn an den Kuven keine Schilder oder Begrenzungspfähle standen.
Das war schon heftig. Immerhin saßen wir jetzt schon fast dreizehn Stunden hinterm Lenkrad.
Um Punkt 23:18 Uhr konnten wir uns dann aber unseren letzten Länderpunkt einsammeln. Am Grenzübergang Schaan ging es ins Füstentum Liechtenstein.
Wären hier jetzt noch Touristen unterwges gewesen hätten die sich sicher für uns interessiert. Die Zöllner ließ unser Grenzübertritt kalt. Aber nett gewunken haben sie haben sie auf jeden Fall. Sie waren also noch nicht eingeschlafen.
Jetzt noch ein knappe halbe Stunde durchhalten. Wenn wir nicht schon eine Unterkunft sicher gehabt hätten, wäre die dieser Tag vielleicht anders verlaufen. Aber da wir bei einem Freund von Johannes nächtigen konnten, erblieb uns die Quartiersuche diesmal erspart.
Ein letztes Foto aus meinem Zimmer und schnell noch einen absetzen. Da war um 0:16 Uhr.
Schluß für heute. Somit eigentlich auch Schluß mit der Alpentour. Einen kleinen Artikel werde ich die Tage noch nachreichen, aber im Großen und Ganzen war es das.
Hmmmm, „Warth“….da kommen seelige Erinnerungen an vergangene Snowboardzeiten.
Wir haben immer in Gramais gewohnt (8,2 km Sackgasse!) und die Straße von/nach Häselgehr als Winterrennstrecke genutzt. Einfach per Telefon durchgeben, wann das letzte Auto durch ist und dann Gas. Eine herrliche Strecke!
Wer mal in der Gegend ist: Ein Abstecher lohnt sich. Gibt auch ein gutes Wirtshaus in Gramais.
So…
Falsche Marke, ich weiss, aber erkennt ihr den Pass wieder?
(Die Musik ist fesch.)
http://www.youtube.com/watch?v=5wV03t6xkiM
Den Pass erkenne ich so nicht. Aber da der Ende der 70er Jahre schon sehr gut ausgebaut ist, muß es wohl schon was größeres sein.