Bei solcher einer Aussage werden sich natürlich viele wünschen, daß er funktioniert. Obwohl, wahrscheinlich wünschen sich genauso viele, daß er nicht funktioniert und ihnen dieser Anblick damit erspart bleibt.
Wie dem auch sei. Ich bin wirklich gespannt.
Die Tachorepartur an meinen Volvo 940 von vor ein paar Wochen verlief ja eigentlich recht erfolgreich. Ein paar Kondensatoren hatte ich damals getauscht und die Grundfunktion damit wieder hergestellt. Geschwindigkeitsanzeige und km-Zähler funktionierten nach dem Totalausfall wieder. Allerdings mit zwei kleinen Einschränkungen. Bei der Geschwindigkeitsanzeige war bei 150 km/h Schluß und sporadisch fing die Tachonadel im Bereich von 0-40 km/h wild umherzuspringen. Dieses Phönomen trat wenn, so nach 10 Minuten Fahrt auf. Schien also irgendwie Temperaturabhängig zu sein.
Hätte man alles so lassen können, aber mich wurmte das trotzdem. Zumal ich damals einen Kondensator nicht mitgetauscht hatte. Das war ein bipolarer Elko und den hatte ich damals nicht auf die schnelle bekommen. Diesen Kondensator hatte ich mitterweile schon ein paar Wochen liegen.
Den Fehler mit der zuckenden Nadel konnte ich mir nur durch Rest des ausgelaufenen Elektrolyts der getauschten Kondensatoren erklären. Gerade da es temperaturabhängig war, vermute ich, daß da noch was zwischen den Benichen des einen IC´s herumgeistert und dann teilweise unkontrollierten Stromfluß zuläßt.
Also noch mal wieder zerlegen. Kombiinstrument geöffnet und die Platine des Tachos heruntergenommen.
An dem IC kann man deutlich erkennen, daß das Elektrolyt hier schon sein Unwesen getrieben hat.
Deutliche Korrosionspuren, besonders am ersten Kontakt.
Um dem ganzen jetzt Herr zu werden gibt es nur eine Möglichkeit. Der IC muß komplett raus.
Daß das eine Scheißarbeit wird hatte ich schon befürchtet. Mit der Entlötpumpe galt es jetzt soviel Lötzinn wie möglich abzusaugen.
Nach mehreren Durchgängen hatte ich dieses Ergebnis. Sieht nicht schlecht aus, aber da rührte sich nichts. Mit einem kleinen Schraubenzieher hebelte ich vorsichtig zwischen Platine und IC. Nichts zu machen.
Pause, nachdenken und erstmal den einen Kondensator noch tauschen.
Das war jetzt einfach.
Etwas gefrustet beschloß ich jetzt den IC wieder zu verlöten. Was nicht geht, geht halt nicht.
Irgendwie war das aber doch mehr so eine unbefriediegende Lösung. Zumal ich da auch noch mindestens eine Brücke reingezaubert habe.
Trotzdem blieb der ganze Kram jetzt erstmal ein paar Stunden so da liegen. Ich war genervt.
Mit etwas Abstand und neuem Mut habe ich mich dann abermals ans Werk gemacht. So schnell gebe ich nicht auf.
Das Ding muss doch da runterzukriegen sein. Wieder das ganze Lötzinn abgesaugt und dann zusätzlich noch mit Entlötlitze hinterher.
Das erforderte jetzt allerdings auch erheblich mehr Hitze. Hoffentlich überlebt der IC das.
Beinchen für Beinchen habe mich mich da jetzt durchgekämpft.
Mehrere Beinchen habe ich dann auch frei in den Bohrungen hin- und herbewegen können. Bei denen es noch nicht ging, bin ich nochmals mit Litze und Lötkolben ran. Diesmal mit noch mehr Temperatur. Trotzdem habe ich das Ding da nicht herausbekommen. Auch gleichzeitig hebeln und mit dem Lötkolben ran brachte nichts. Keine Chance. Verflixte Axt!!!
Unbefriedigend.
Und jetzt? Wieder alles auf Anfang. Vielleicht war es ja doch nur der eine Kondenstor oder das jetzt praktisch neu verlötete IC tut es wieder.
Also wieder alle Beinchen verlötet. Und wieder ein paar Brücken reingesetzt…
Teilweise sah man sie, teilweise half nur durchmessen. An einer Stelle hatte ich aber weiterhin Durchgang zwischen den Pins. Obwohl das Lötzinn schon wieder runter war.
Ich kann jetzt nur hoffen, daß da eine gewollte Verbindung im IC besteht.
Die Platine sah mitterweile alles anders als schön aus. Hoffentlich geht das alles gut.
Augen zu und durch.
Tacho wieder komplettiert, Tachonadel aufgestekt und justiert.
Im Endanschlag zeigt die Tachonadel genau senkrecht nach unten.
Im Anschluß das ganze Kombiinstrument wieder zusammengeschraubt und zu guter letzt noch mal alle Lötpunkte auf der Leiterfolie nachgelötet.
Das sollen ja auch so typische Schwachpunkte sein.
Jetzt liegt der ganze Bickbeermus hier auf dem Küchentisch und wartet auf den Rückbau. Ich bin ehrlich gesagt etwa skeptisch. Nach dem Rumgebrutzel glaube ich nicht so Recht daran, daß Ihr mich nackt in die Elbe springen seht.
Wenn Du mal wieder ein Bauteil mit vielen Kontakten auslöten musst, dann versuch mal mit Druckluft zu arbeiten. Von der Platinenunterseite machst du heiss und bläst dann von oben mit einer Druckluftpistole mit möglichst dünnem Endrohr das flüssige Lot aus dem Loch. Manchmal muss man einen Lötpunkt mehrmals erhitzen, aber dann ist er auch sauber. Jetzt noch jedes Beinchen des Bauteils mal wackeln und losbrechen, dann sollte so ein IC gut rausgehen. Hab ich vor Jahren mit den Chips in meinem C64 so gemacht und es ging – waren bis zu 40 pins…
Du kannst auch eine oder beide komplette Pin-Reihe mit Lötzinn komplett zugloddern und komplett auf ein mal erhitzen. Je mehr Zinn, desto besser. Wenn alle Pins gleichzeitig flüssig sind, den IC einfach rausziehen. Wenn der IC raus ist, das Zinn wieder mit Pumpe und Litze entfernen. Falls man es aus den Löchern nicht rausbekommt, einfach die Löcher mit 0,6 oder 0,8mm wieder frei bohren (Dremel).
Die Druckluft-Variante habe ich noch nie probiert. Werde ich bei gelegenheit mal testen. Wenn ich große ICs getauscht habe, dann habe ich meist alle Pins direkt am IC mit nem kleinen Seitenschneider abgezwickt und dann jeden Pin einzeln aus der Platine entlötet…
Grüße, Jochen
Das mit dem Zinn überfluten hab ich schon ein paar Male erfolgreich hinbekommen.
Was mir aber am meisten geholfen hat, war der passende Aufsatz für nen Heißluftfön (regelbar). Einfach ein Aufsatz, der so ausgerichtet ist, dass er die Lötpads trifft und gleichzeitig erhitzt. SMD-Bauteile wären sonst noch anstrengender..
Das gibt es auch in professionell von Weller, aber natürlich schweineteuer…
Das ist robuste alte Volvotechnik – Pack Dir schon mal ein Handtuch ein 😉
Hallo!
Ich glaube, daß die Reparatur erfolgreich war. Das IC sollte die Lötorgie vertragen können und da ja sogar der letzte Kondensator neu ist, behaupte ich mal, daß dieser Tacho mindestens so gut funktioniert, wie gestern.
Man sollte OST aber zumindestens warmes Wasser gönnen, also im Juli z.B. 😉
Gruß Stefan
Ich habe ebenfalls vollstes Vertrauen in die Volvotechnik, Adonis 😀
Wie gesagt. Bei dem Angebot hoffe ich stark auf Funktion und dann kommt aber ein Trupp der PKD-Südfraktion hoch! Für die ICs gibts so Halter. Die lötest Du ein und steckst den IC einfach drauf. Kein Hitze Tod und beim nächsten Mal schnell getauscht.
Grüße,
Johannes