Gut überstanden! So in etwa kann ich wohl meine Premiere als Beifahrer bei einer Oldtimer-Rallye in wenigen Worten umschreiben.
Wie schon bekannt, fuhr ich diesmal neben Bernd in seinem TR6.
Ich wollte die Klingberg-Classic auf jeden Fall wieder mitnehmen. Ich bin hier nun schon so oft gestartet, zu einem der vorderen Plätze und damit zu einem Pokal, hat es aber noch nie gelangt. Irgendwann muss es doch mal klappen! Auch wenn diese Konstellation etwas risikobehaftet ist, versuchen muss man es ja.
Falls wir uns unterwegs zoffen oder er mich vorzeitig aus dem Auto schmeißt, bin ich vorsorglich mit meinem GLS angereist. 😉 Mann weiß ja nie. Bis Itzstedt waren es ja nur knapp 50 Kilometer und die tun meinem Passat auch mal wieder ganz gut.
Trotz der nicht ganz glücklichen Terminabsprache zwischen den Veranstaltern hatte die Klingberg-Classic seit langen mal wieder steigende Teilnehmerzahlen zu verzeichnen. Das dann sogar obwohl am Vortag die Verdener-Rallye gefahren wurde. Bernd war dort ebenfalls unterwegs und war damit einer der, die sich beide Veranstaltungen an einem Wochenende angetan haben. Einige bekannte Gesichter blieben aufgrund dieser Doppelbelastung in Sülfeld leider fern. Schade, denn die Klingberg-Classic hat mehr Teilnehmer verdient.
Nach meiner Ankunft wurde es für mich ernst. Vertauschte Rollen. Ich bekam die Tasche mit den Unterlagen und dem Bordbuch in die Hand gedrückt und ums Anbringen der Startnummern brauchte ich mich diesmal nicht kümmern.
Sonst habe ich immer noch mal Zeit ein paar Fotos zu machen. Das fiel diesmal fast komplett flach. Bordbuch studieren, GLP´s vorbereiten und nach versteckten Kinken in der Streckenführung suchen.
Dann noch häuslich einrichten, den Gurt einstellen und nochmals mit allen Dingen vertraut machen.
Meine Cam und mein Smartphone wollten auch noch installiert werden. Das brauchte alles seine Zeit.
Und um uns rum ging es schon so langsam los.
Etwas nervös war ich schon. Bernd fährt in den Jahreswertungen ziemlich vorne mit, letztes Jahr war er mehrfacher Sieger in verschiedenen Serien. Dem wollte ich jetzt nicht unbedingt im Wege stehen. Und auch für mich ging es natürlich um wertvolle Punkte.
Das Feld lichtete sich. Wir hatten Startnummer 42, nach uns fuhren nur noch vier Teams.
Pünktlich zu unserem Start begann es dann auch wie aus Eimer zu schütten. Ein wahrer Wolkenbruch, der sich da über uns ergoss. Ob es nun an dem dadurch fehlendem klaren Durchblick oder an meiner Aufregung lag kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall verfransten wir uns gleich mal direkt nach dem Start. Das geht ja gut los. Noch keine 500 Meter gefahren und schon eine Ehrenrunde drehen müssen. Bernd hat zwar nichts gesagt, aber man merkt ja trotzdem wie sich die Stimmung seines Nachbarn schlagartig ändert.
Zum Glück blieb die Irrfahrt folgenlos. Nur etwas Zeit vertrödelt, den richtigen Weg haben wir schlussendlich gefunden.
Nach wenigen Kilometern stand die erste GLP im Bordbuch an. Bis zur zweiten Lichtschranke lief es auch echt gut. Aber dann das.
Genau zu dem Zeitpunkt an dem wir durch die Lichtschranke hätten fahren müssen, kam von vorne Gegenverkehr. Zwei Fahrzeuge passten leider nicht nebeneinander durch, da der Zeitmesswagen doch arg weit auf der Straße stand. Hätte er auf der anderen Seite gestanden, wäre es kein Problem gewesen. Dann hätte der Gegenverkehr warten müssen. So waren wir die Leidtragenden. Mit wie viel Verspätung wir letztendlich durch die Lichtschranke sind kann ich nicht sagen. Über 10 Sekunden waren es bestimmt.
Irgendwie sollte uns das Glück wohl heute nicht so Recht zur Seite stehen. Durch unsere Gurkerei gleich nach dem Start, hatten wir auch schon etwas von unseren Karenzzeit angeknabbert.
So hatten wir bei der Ankunft an der kleinen Pause schon vier Minuten Verspätung. Unsere Stimmung war aber trotz der beiden Pannen mittlerweile deutlich aufgehellter. So langsam lief es nämlich echt gut.
Mit dem Bordbuch hatte ich mich mittlerweile auch angefreundet. Unser Fahrtweg war auf Landkartenausschnitten mit einer roten Linie vorgegeben. Also immer nur dem Strich entlang fahren. Dass da mal Straßen retuschiert und einfach auf der Karte nicht mehr vorhanden gehört natürlich dazu. Und wenn Mann man irgendwo rechtwinklig abbiegen soll, dann muss man das auch tun. Auch wenn die eigentliche Straße in einem Bogen um die Ecke läuft. Dann heißt es eben, kurz runter von der Hauptstraße, die Ecke spitz ausfahren und wieder zurück auf den urspünglichen Weg. Es gibt also immer zwei Wege nach links abzubiegen. Um diese Finten zu entdecken, hing ich praktisch durchgehend mit der Lupe über der Karte. Eine entspannte Sonntagsausfahrt sieht anders aus.
Solche Dinger sind mir aber auch als Fahrer nicht unbekannt und wir haben nach meiner Meinung alles richtig mitgenommen. Wissen tut man das aber natürlich nicht.
Zur Mittagspause ging es wieder zum Gasthof an dem wir auch gestartet sind.
Kleine leckere Stärkung und auf geht´s zur Vorbereitung der zweiten Etappe.
Ich habe mir dafür mal die etwas bequemere Variante außerhalb des Wagens ausgesucht.
Auf gings zur zweiten Etappe. Das war nur noch eine etwas ausgedehnte Schleife über Sülfeld, Grabau, Tralau, Leezen, Groß Niendorf und wieder zurück nach Itzstedt. Zwischendrin noch die vierte Wertungsprüfung.
Die lief ebenfalls recht rund. Zumindest vom Gefühl her. Auch die Navigation klappte gut.
Trotzdem habe ich Bernd einmal einen falschen Weg angesagt. Das wurde uns aber auch erst im Ziel, beim Vergleichen der Bordkarteneinträge bewusst.
Um die Größenverhältnisse der Aufgabenstellung zu dokumentieren, habe ich mal ein Centstück rechts neben dem Aufgabenteil auf die Karte gelegt.
Auf dem Luftbild habe ich mal unseren und den richtigen Fahrtweg markiert.
Kann man doch deutlich auf der Karte erkennen, oder?
Ohne diesen Fehler bis dahin zu kennen, erreicht wir pünktlich das Ziel.
Weitere Irrfahrten, wie gleich nach dem Start, blieben jetzt praktisch komplett aus. Im Großen und Ganzen lief es doch ganz gut.
Allerdings hätten wir, mit unser durch den Gegenverkehr, vermasselten GLP schon gleich die Segel streichen können. Die dafür fälligen Strafpunkte holst Du nicht wieder rein.
Einer der vorderen Plätze und damit einen der Pokale hatten wir eigentlich schon abgeschrieben.
Aber wer fragt der gewinnt. Wir haben den Vorfall mal nach unserer Zielankunft beim Fahrtleiter vorgetragen und er wollte sich mal mit dem gesamten Team beratschlagen. Auch der Zeitnehmer wurde befragt, der konnte sich aber nicht daran erinnern. Das kann ich sogar nachvollziehen, denn er weiß ja nicht wann wir die Startlichtschranke durchfahren haben und wann wir somit durch die Ziellichtschranke mussten.
Als Beweis konnte ich dann aber noch den Mitschnitt aus meiner Cam vorbringen. Da wurde das Problem mit dem zu sehr auf der Straße stehenden Zeitnehmerfahrzeug dann aber schnell deutlich. Zu unserer großen Freude wurde unsere Max-Zeit von diesem Messpunkt annulliert und durch ein Mittel aus unseren anderen Zeiten ersetzt.
Damit sah die Welt auf einmal ganz anders aus. Am Ende des Tages konnten wir beide strahlen.
Trotz des einen Fehlers in der Bordkarte erreichten wir den 5.Platz in unserer Klasse.
Klar ist der eine Fehler sehr ärgerlich, aber jetzt mal im Ernst. Ich zum ersten Mal als Beifahrer unterwegs, in einem völlig wild zusammengewürfeltem Team. Dafür ist das doch gar nicht so schlecht. Ich bin zumindest zufrieden und Bernd hätte mich wahrscheinlich sogar auch wieder mit nach Hause genommen. Er konnte mit dem Ergebnis ebenfalls leben. Ob die Punkte ihm in der Jahreswertung helfen oder ob das eines seiner Streichergebnisse wird, wird sich zeigen. Mir helfen sie auf jeden Fall.
Und damit der Artikel nicht ganz passatfrei bleibt, gibt es noch ein Foto von unserer Rücktour.
Ergebnisse, Fahrtaufträge und weitere Infos findet Ihr auf der Seite vom MuSC Sülfeld.
Moin,
sehr schöner Artikel👍
Beste Grüße
Bernd ( Co-Driver StNr 41)
Auch von uns vielen Dank für den Bericht, es hat wieder Spaß gemacht, wenn auch unser Doppelstart in Verden (mit morgendlicher Anreise) und in Sülfeld (mit abendlicher Rückfahrt) durchaus anstrengend war.
Mehr und mehr lernen wir die norddeutschen Teams (und die Ori-Herausforderungen!) kennen und schätzen!
Viele Grüße aus Berlin
Nils (Startnummer 45)