Das Leben treibt mitunter schon seltsame Blüten. So war es denn auch letzte Woche.
Ohne jegliche Vorankündigung wurde ich auf einmal Besitzer eines 850. Volvo 850 werden jetzt vielleicht einige denken, da ich meine Zuneigung für die Schweden ja nicht verleugnen kann.
Aber es ist ein Fahrzeug aus einer ganz anderen Ecke geworden. Ab sofort kann ich nun einen Zastava 850 AK zu meinem Fuhrpark zählen.

Cooles Ding, oder?
Mir gefiel der schon, seit ich ihn das erste Mal gesehen hab. Nicht zuletzt wegen dem blauen Lackkleid und den orangenen Akzente durch die Blinkleuchten. Die Nähe zu den Farben meines Firmenlogos waren allerdings rein zufällig.
Damit ist auch schon fast die Geschichte erzählt, wie das Stück zu mir gekommen ist. Ursprünglich hatte der Zastava den Weg wegen einer Reparatur und des HU-Termins zu mir in die Firma gefunden. Das ist allerdings schon über zwei Jahre her.

Der Kleine wollte damals einfach nicht mehr anspringen und wurde per Transporteur bei mir angeliefert.
Die Ursache war schnell gefunden. Ein müder Anlasser und marode Verkabelung standen somit zunächst auf dem Auftrag.

Den Anlasser hab ich gereinigt und mit neuen Kohlebürsten versehen. Die Verkabelung wurde instandgesetzt und ich habe noch ein zusätzliches Relais für Kl.50 nachgerüstet. Das kann bei dem langen Leitungsweg auf jeden Fall nicht schaden.
Danach sprang der Motor auch wunderbar an. Noch kurz das Licht kontrolliert, eben noch auf der Tankstelle nebenan fünf Liter Benzin in den Tank und dann ging es weiter zur Prüfstelle. Keine 500 Meter hinter der Tankstelle machte der Motor aber plötzlich ganz fiese Geräusche. Es war ein richtig metallisches Klackern. So brauchte ich nicht zur Hauptuntersuchung fahren. Also langsam zurück in die Firma.

Die Fehlersuche ist bis heute noch nicht endgültig abgeschlossen. Leider ging es dem Besitzer zwischenzeitlich gesundheitlich nicht so gut und er meinte, ich solle den Wagen vorerst nicht ganz oben auf die Prioritätenliste setzten.
Im Laufe der Zeit habe ich den Ventildeckel mal abgenommen und geguckt ob mit Nockenwelle und Ventiltrieb alles im Reinen ist.

Da war aber nichts auffälliges zu entdecken.
So ging die Zeit ins Land und ich habe lange nichts mehr vom Besitzer gehört. Bis er Anfang letzter Woche plötzlich bei mit in der Werkstatt stand. Recht schnell kam er auf den Punkt und fragt mich, ob ich ihm den Wagen nicht abkaufe wolle. Ich war natürlich völlig überrascht von der Situation. Der Preis war nicht der Rede wert. Ich hätte ja schließlich auch schon einiges an Arbeit investiert.
Ich schlug dann ein und fragte noch eben, wie wir das mit einem Kaufvertrag und den Papieren machen wollen. „Das habe ich alles hier in der Tasche. Du brauchst nur noch unterschreiben„, entgegnete er mir.
Seit dem bin ich nun Besitzer eines Jugoslawischen Kleinbusses. Es gibt Sachen, die kannst Du Dir einfach nicht ausdenken, die passieren einfach.
Noch ein paar Infos zu dem Schmuckstück, soweit sie mir vorliegen:
Ursprünglich war das mal ein Feuerweherfahrzeug, welches wohl aber hauptsächlich dazu genutzt wurde um die Feuerwehrleute zu irgendwelchen Festen in die Nachbarschaft zu fahren. Importiert hat der Vorbesitzer ihn auf eigene Faust aus Serbien und dann hier in Deutschland eine Einzelbetriebserlaubnis nach §21 durchführen lassen. Danach konnte er ihn hier zulassen und war gut zwei Jahre hier damit unterwegs. Das allerdings auch nur sehr gelegentlich.

In wie weit die 12.000 Kilometer auf dem Tacho der Wahrheit entsprechen, kann ich nicht sagen. Für gut 40 Jahre ist das ja wirklich nicht viel. Vielleicht sind es auch 112.000 km, 212.000 km glaube ich eher nicht. Das traue ich dem niedlichen 850 ccm-Aggregat ehrlich gesagt nicht zu.
Etwas im Dunkeln tappe ich derzeit noch bei der Typographie des Wagens. Klar ist, dass es sich um einen yugoslawischen Lizenzbau, eines ehemals von Fiat gebauten Modells handelt. Wenn ich das richtig verstehe war der Fiat 900 T das Ausgangsmodell, jedoch erhielt er den Motor des Vorgängers Fiat 850 T.
Gebaut wurden die Modelle im heute serbischen Werk in Kragujevac, welches heute zu Fiat und damit zur Stellantis-Gruppe gehört.
Das „K“ in 850 AK steht für Kombi, also die Version mit Scheiben und Sitzbänken.

Übrigens werden dem Exemplar sage und schreibe 8 Sitzplätze in den Papieren bescheinigt. Die Zuladung beträgt dabei jedoch allerdings nur 575 kg. Acht Leute von meiner Sorte wird also offiziell nichts werden.
Wie das allerdings mit den 850 cm³ und den 32 PS harmonisiert, wäre einen Versuch wert.
Vorher muss ich allerdings diesem fiesen Geräusch noch mal auf die Schliche kommen. Ich komme wohl nicht drumherum die Ölwanne abzunehmen und mir mal die Pleuellager genauer anzuschauen.