Ganz klar: Es war ein Experiment.
Das war uns von vorne herein klar, aber wir haben es trotzdem durchgezogen. Ein Passat-Treffen der Passat-Kartei-Deutschland, wo wir nicht der Hauptveranstalter sind, sondern uns quasi hinten dran hängen, war etwas risikobehaftet. Ein Treffen im benachbarten Ausland hatten wir schon einmal in den Niederlanden durchgezogen. Da war noch relativ einfach, da die Verständigung dort einigermaßen gesichert ist und die Ausrichter Mitglieder in der Kartei waren.
Dieses Jahr aber ging es über Pfingsten nach Jesenice in Tschechien. Am Donnerstag ging es los.
50 Kilometer bis Pilsen, 80 Kilometer nach Prag, aber eben auch nur knapp 70 Kilometer hinter der deutschen Grenze. Damit hatte ich weniger Kilometer zu fahren, als zum letztjährigen Treffen in Oberfranken.
Einziges Manko war somit die Verständigung. Tschechisch ist ja wirklich mal eine fiese Sprache. Da kannst Du rein gar nichts verstehen oder irgendwoher ableiten. Zumindest ich sehe mich da überfordert. Das beruhte allerdings auf Gegenseitigkeit, denn der Veranstaltungsort hatte natürlich einen Hintergrund. Unsere Freunde von www.vw-oldies.cz hatten diesen Vorschlag einmal unterbreitet. Sie besuchen uns schon seit Jahren auf unseren Passat-Treffen. Jetzt sollten wir mal vorbeikommen. Also los.
Es ging zum ATC Jesenice, eines von den typisch tschechischen Autocamps.
In Deutschland würde man wohl Campingplatz sagen, nur gänzlich ohne irgendwelche Parzelleneinteilung aber dafür mit einer stattlichen Anzahl von Hütten. Alle Größen von Hütten, von klein bis groß.
Ich habe mir sehr frühzeitig mal die größte aller Hütten gesichert. Man weiß ja nie. Ich habe sie dann auch nicht alleine genutzt, sondern sie mir zusammen mit Dirk geteilt.
Das Preisgefüge in Tschechien liegt grob geschätzt bei gut der Hälfte von dem in Deutschland. Die Kosten für die Hütte hielten sich damit also in Grenzen. Gewisse Abstriche sind aber in Sachen Komfort und Ausstattung zu machen. Das war mir klar und ich habe so ungefähr das bekommen, was ich erwartet hatte. Einfachste Ausstattung, mit dem Charme wie er bei uns in den 70er und 80er Jahren herrschte. Mir langt das aber.
Die Hütte war bezogen und uns knurrte der Magen. Jesenice ist eine Stadt, obwohl nur knapp 1600 Einwohner, da wird man doch sicher ein Restaurant finden. Haben wir dann auch. Nur unweit des spätbarocken Pfarrhauses.
Unser erstes Abenteuer in Tschechien begann. Zusammen mit den Zandvliet-Brothers nahmen wir Platz.
Ich will es mal so umschreiben: Zwei Niederländer und zwei Deutsche wollen in Tschechien eine italienische Pizza essen, die in einem von Vietnamesen geführten Restaurant serviert werden. Das alles im einzelnen wiederzugeben würde den Rahmen sprengen. Nur soviel: Es gab Tiefkühlpizza und nur einen kleinen Ofen für jeweils eine Pizza. Die vier Pizzen kamen also im Abstand von jeweils fünfzehn Minuten zu uns an den Tisch.
Egal Hauptsache was im Magen und für eine Tiefkühlpizza war sie richtig gut. Trotzdem haben wir den Laden die nächsten Tage dann doch lieber weiträumig umfahren.
Abends gab es die üblichen Benzingespräche und für genug Pilsener ist in dieser Gegend gesorgt. Die Tankstelle im Ort war Gold wert.
Der Freitag war dann komplett zur freien Verfügung. Alle Treffenteilnehmer bekamen allerdings Freikarten für ein kleines Sportwagenmuseum in ca. 30 Kilometer entfernten Lány.
Das nehmen wir doch gerne mit.
Und das haben viele gemacht. Andere sind ins benachbarte Prag oder nach Pilsen. Möglichkeiten den Tag rum zu bekommen gab es reichlich.
Eine kleine bunten Mischung wartet auf uns. Und durchaus nicht nur Ost-Fahrzeuge obwohl sie natürlich auch vertreten waren.
Letzterer ist ein Lotus Praga T128. Wohl ein Prototyp und dem Namen nach muss er ja auch irgendwas mit Tschechien zu tun haben. Die Infotafeln an den Fahrzeugen waren für uns leider nicht verständlich. Alles nur auf tschechisch.
Schade, denn über viele Fahrzeuge hätte ich gerne mehr erfahren.
So wie über diesen Jawa Minor III Spezial von 1952.
Sogar einen Audi 80 B1 von 1976 gab es im Museum zu entdecken. Man musste allerdings etwas suchen.
Im aktuellen Standox-Kalender war er versteckt.
Nach dem Museumsbesuch wurde die gegenüberliegende Gaststätte leergefuttert. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Bekamen wir auf dem Weg dorthin noch Tipps, was sich hinter den vier angebotenen Menüs versteckt, waren drei von den vier Menüs bei unserer Bestellung bereits gestrichen. Mit so einem Ansturm haben die an einem Wochentag nicht gerechnet.
Nachmittags ging es wieder zurück zum Camp. Zurück durch einen wirklich sehenswerten Landstrich. Viel ursprüngliche Natur, durch riesige Mischwälder, wie ich sie bei uns schon lange nicht mehr gesehen habe. Keine Spur von geplanter Aufforstung in Reih und Glied. Fast ein wenig wie Urwald.
Die Suche nach einem bessern Restaurant zum Abend endete dann im 11 Kilometer entfernten Žihle.
Die kleine Tour über Land hatte sich dann mal so richtig gelohnt. Gemütlich im Biergarten den Tag ausklingen lassen. Allerdings für mich noch ohne Bier. In Tschechien ist 0,0 Promille-Grenze. Ich mach ja viel Mist und halte mich des öfteren nicht an irgendwelche Vorschriften, hier aber hört der Spaß auf.
Am Samstag stand der nächste Museumsbesuch auf dem Programm.
Diesmal als offizieller Programmpunkt und daher galt es Aufstellung einzunehmen.
Vor der Abfahrt gab es letzte Instruktionen für die Route und den groben Ablauf am Zielpunkt. Der hatte es in dieser Form nämlich in sich und war alles andere als gewöhnlich.
In Konvoi ging es dann los Richtung Lužná.
Nein, mir ging es unterwegs nicht darum wieder mal aus der Reihe tanzen zu müssen. Ich habe Euch alle nur überholt um den gesamten Konvoi einmal komplett auf meinem noch folgenden Video zu haben.
Dafür habe ich Euch ja dann auch alle wieder ganz brav vorbei gelassen.
Ziel war das Museum der Tschechien Eisenbahn in Lužná. Hierfür waren dann auch die am Start gegebenen Infos notwendig. Wir durften mit allen Fahrzeugen direkt aufs Museumsgelände. Dabei mussten wir zwei voll in Betrieb befindliche Bahnstrecken überqueren.
Um das in einem Rutsch zu schaffen, musste eine ausreichend große Lücke im Bahnverkehr abgepasst werden.
Gleich hinter uns wurde das Gelände dann wieder abgesperrt. Bis hierhin kommen normale Besucher mit dem Auto bei weitem nicht.
Mitten drin, statt nur dabei. Der Besuch im Eisenbahnmuseum war übrigens ebenfalls für alle Teilnehmer kostenlos.
Inklusive deutschsprachiger Führung und Rundfahrt mit der Schmalspurbahn.
Ich machte mich allerdings abseits der Menschenmenge auf den Weg durch zu den Lokschuppen.
Abseits der großen Menschentrauben lassen sich dann doch die schöneren Fotos schießen.
Schon gigantisch, was da so alles beherbergt war.
Besonderen Anklang fand der ehemaligen Reisewagen des Tschechoslowakischen Präsidenten.
Der stand leider hinter geschlossen Toren und war deshalb nicht richtig ins Bild zu bekommen.
Echt sehenswert das Museuem. Hier gibt es noch den Link zum CD Muzeum Luzna
Raus aus dem Museum ging es dann wegen des Zugverkehrs wieder nur in einem Atemzug.
Aufstellung nehmen, Züge abwarten und dann schnell raus.
Sehr weit ging es aber nicht. Nach nicht mal 500 Metern war das nächste Ziel erreicht. Die Gaststätte gegenüber des Bahnhofs wartete auf uns.
Wenn man weiß, was man bestellen soll, kriegt man in Tschechien richtig leckere und herzhafte Sachen auf den Teller. Sobald man aber eine Gegend erwischt hat in die sich auch mal ausländische Besucher verirren werden auch mehrsprachige Speisekarten vorgehalten. Verhungert ist hier bestimmt keiner.
Vor dem offiziellen Abendprogramm habe ich mich noch mal kurz aus dem Staub gemacht. Die Gegend hatte einfach zu viele Reize um sie einfach so links liegen zu lassen.
Auffällig sind vor allem die durchweg sehr gepflegten Kirchen. Wenn auch der gesamte Ort Grau in Grau daherkommt, die Kirche strahlt immer deutlich heraus.
Jetzt gibt es aber auch noch mal ein paar Bilder vom Treffengelände. Aufgrund der sehr weitläufig verstreuten Hütten, Zelt- und Wohnwagenplätze war es nicht so einfach mal eine Ansammlung unserer Fahrzeuge im Bild festzuhalten. Ein Ausnahme bildete da die Wahl des schönsten Passat auf dem Treffen.
Das wurde ganz pragmatisch durchgezogen. Keine geheimen Wahlzettel und anschließende Auszählung. Nee, jeder stellte sich einfach vor das Fahrzeug seiner Wahl, außer vor sein eigenes und dann wurde kurz ausgewertet. Keine fünf Minuten Sache.
Die meisten standen dabei wohl vor Ruud´s viperngrünen Vari. Den Zeitpunkt im Bild festzuhalten habe ich allerdings verpasst und er nahm dann wenig später auch einen Pokal in Empfang.
Auch die Sieger der verschiedenen Spiele, wie Radwechsel auf Zeit, wurden mit kleinen Präsenten bedacht.
Das alles war am Samstag Abend und somit auch schon der letzte Abend des Treffens. Für uns war es ja das Pfingstwochenende, das wird in Tschechien aber überhaupt nicht gefeiert und ist somit auch keine Feiertag. Montag war hier wieder ganz normaler Montag.
Also ein letztes mal Grill und Lagerfeuer an.
Die internationale Verständigung war zwar immer noch schwierig, Es rannte aber keiner ohne Hose und Schuhe herum, alle sahen noch wohlgenährt aus und zu trinken hatten wohl auch alle genug. Wo ist also das Problem? Irgendwie wurde alles gelöst.
Am Sonntag habe ich es dann auch mal zum Frühstück geschafft.
Nicht so meine Mahlzeit, aber da viele schon früh aufbrechen wollten, habe ich mich dann auch mal aufgerafft.
Leider fing es in der Nacht auch leicht an zu tröpfeln.
Ein Grund warum ich mich dann auch für eine Abreise am Sonntag entschieden habe. Ursprünglich hatte ich die Hütte bis Montag gebucht.
Es herrschte aber durchweg Aufbruchstimmung, Ich glaube bis zum Montag ist keiner mehr geblieben.
Also auf nach Hause. Unterwegs, es bot sich ja förmlich an die letzten Kronen noch irgendwie sinnvoll umzusetzen, suchte ich mir mit Dirk ein nettes Restaurant in Zatec. Auch so ein Hochstätte der tschechischen Bierbraukunst. Zatec, heißt auf deutsch Saaz und ist das Zentrum eines traditionellen Hopfenanbaugebietes. Saazer Hopfen hat villeicht schon mal der eine oder andere gehört.
Neben dem Bier- und Hopfenmuseum gab es da dann noch einen relativ neuen Aussichtsturm. Da sind wir dann per Lift hochgefahren worden um von oben die Aussicht über Zatec zu genießen.
Wäre blöd gewesen, dass einfach links liegen zu lassen.
Genauso wie ein abschließender kleiner Törn durch die Innenstadt.
Das war´s dann jetzt aber aus Tschechien. Die letzten übriggebliebenen Kronen haben wir dann im Duty Free Shop an der Grenze gelassen.
Fazit: Sehr lohnenswert.
Mein ganz besonderen Dank an dieser Stelle noch einmal an das gesamte Team vom VW OLDIES CLUB z.s.
Ich gestehe offen und ehrlich, dass ich zuerst auch meine Bedenken hatte. Die haben sich aber nach bekannt werden immer weiterer Infos zerstreut. Letztendlich habe ich die Tage sehr genossen und möchte die Erfahrung nicht missen. Habt Ihr toll hinbekommen.
Moin Olaf,
hab dich am Donnerstag gesehen, du fuhrst auf der B6 Richtung Goslar. Wolltest wohl auch den Stau auf der A2 umfahren. Ich stand am Straßenrand mit meinem grünen T4. Panne. Aber war für andere nicht ersichtlich.
Jetzt weiß ich jedenfalls, wohin du wolltest. 🙂
Grüner T4? Ist mir echt nicht aufgefallen. Aber so klein ist die Welt.