Fahrstrecke: Heiligenblut – Iselsbergpaß – Lienz – Defereggental – Staller Sattel – Passo Cimabanche – Cortina d´Ampezzo – Passo Falzarego – Passo Pordoi – Karerpaß – Welschnofen – (Bozen)
Länge: 255,15 km
Höhenmeter: + 4525,20 m / – 4566,30 m
Abfahrt: 10:15 Uhr
Ankunft: 19:35 Uhr
Wurde es am Vorabend doch merklich frisch, wenn selbst ich schon eine Jacke überziehe will das was heißen, so erwartete uns der nächste morgen mit strahlendem Sonnenschein. Heiligenblut von seiner schönsten Seite.
Von der Straße vor unserer Herberge hatten wir frei Sicht bis auf den schneebedeckten Gipfel des Großglockners. Was für ein herrlicher Start in den Tag.
Dazu das Rauschen der Möll. Wir waren jetzt wirklich mitten in den Alpen.
Für Julian hieß es jetzt allerdings Abschied nehmen. Er hatte so kurzfristig nicht länger frei bekommen. Von nun an schlug ich mich mit Johannes alleine durch die Berge.
Es ging zunächst weiter Richtung Süden, über den Iselsbergpaß. Diesmal ohne Pause. Der Paß war nämlich kaum als solcher erkennbar. Weiter Richtung Lienz, um dann ein Stück im Iseltal entlang zu fahren.
Kurz vor dem eigentlichen Abzweig Richtung Staller Sattel machten wir spontan noch mal einen Zwischenstop.
Mitten auf der Iselbrücke in St.Johann. Mir war einfach danach.
An der vermeintlich letzten Tankstelle vor der italienischen Grenze haben wir noch mal unsere Tanks vollgemacht. Bis Oberkante Unterlippe. Auf der anderen Seite kostete der Liter gleich 50 Cent mehr.
Langsam aber stetig ging es jetzt wieder bis über die 2000 m-Marke.
Argwöhnisch beäugt von einer Horde Vieh.
Wozu sind da eigentlich Zäune, wenn die sowieso überall frei herumlaufen?
Kurz vor der Passhöhe ein erneuter Stop. Warum? Einfach nur so.
Hier schon in Sichtweite, der Staller Sattel mit 2052m Höhe.
Der war dann schnell erreicht. Endlich Pause. Denn die Weiterfahrt nach Italien wurde uns hier zunächst verwehrt. Man soll es nicht glauben, aber hier oben steht eine Ampel. Die Strecke auf italienischer Seite ist zeitlich geregelt, da die Straße zu schmal ist. Von oben geht nur von Minute 0 bis 15 hinunter, rauf geht es nur von Minute 30 bis 45.
Da hat sich ein findiger Geschäftsmann wohl gedacht, einen besseren Ort für eine kleine Gaststube kann es gar nicht geben.
Die war dann auch ganz nach unserem Geschmack und kurze Zeit später saßen wir in der Hexenschenke. Endlich was zu Essen.
Von hier drinnen konnten wir nun gut beobachten wie sich langsam eine Schlange vor der Ampel aufbaute. Um Punkt 13:00 Uhr sprang die Ampel auf grün und die Karawane setzte sich in Bewegung. Zunächst ohne uns. Erst mal die ganze Touristen vorlassen und dann ganz gemütlich vor Ende der Einfahrzeit starten. So konnten wir unseren Törn fahren und zwischendurch noch mal einen Halt einlegen ohne jemanden zu blockieren.
Natürlich nicht ohne gleich den ersten Halt nach wenigen Metern am Paßschild einzulegen.
Zu diesem Zeitpunkt war es übrigens schon passiert. Als Johannes seine Tür zuschlug, rumpelt es einmal gewaltig in seiner Fahrertür. Das war dann wohl mit Scheibe hochkurbeln. Die war nämlich ins innere der Tür verschwunden, die Fensterkurbel drehte ins leere.
Hier konnten wir jetzt schlecht gucken, was passiert ist. Das haben wir dann unten, direkt hinter der Ampel gemacht. Unter fachkundigem Publikum.
Die Schere des Fensterhebers hatte sich zerlegt. Jetzt erinnerte sich Johannes auch daran, dass er das vor sechs Jahren schon mal provisorisch geflickt hatte…
Genauso provisorisch musste es auch jetzt wieder gehen und das funktionierte auch.
Unsere Route führte und jetzt Richtung Dolomiten.
Siehe da nur noch 200 Kilometer bis Venedig. Unser nächstes Ettappenziel steht allerdings ganz unten auf dem Schild. Der Lago di Landro.
Auch hier wieder ein kurzer Stop.
Diesmal ganz ohne Nahrungsaufnahme. Einfach nur den Anblick, der für die Dolomiten typischen Felsformationen genießen.
Auf dem Weg nach Cortina d´Ampezzo überquerten wir dann noch den Passo di Cimabanche. Das war ein Paß, den ich bei den Vorbereitungen gar nicht mit auf dem Schirm hatte. Mit seinen 1530m ist der mir wohl durchgerutscht. Im Visier hatten wir jetzt nämlich schon den Passo Falzarego. Mit 2117 m war der dann auch wieder über der Baumgrenze und bei unserer Ankunft auch oberhalb der Gewitterzone.
Denn wir standen plötzlich mittendrin. Schon ein komisches Gefühl, wenn es neben einem donnert und nicht wie sonst üblich, über einem.
Schlechtes Wetter hatten wir bis dahin überhaupt noch nicht. Was machen wir jetzt bloß?
Ganz klar, Kaffeepause.
So schnell wir der Regen gekommen war, verschwand er auch wieder. Fünfzehn Minuten später schien wieder die Sonne.
Und wieder schlichen fremde Gestalten um unsere Passat. Aber das kannten wir ja schon.
Und immer wieder die Frage: „Schaffen die alten Autos das noch?“ Was soll man da antworten, wenn man schon oben ist… Die immer wieder verwunderten Gesichter waren herrlich.
Jetzt aber weiter, es stehen noch ein paar Kilometer auf dem Programm.
Auf der Abfahrt war Johannes irgendwann in meinem Rückspiegel verschunden. Ich war wohl wieder zu sehr damit beschäftigt irgendwelche Fotos zu schießen. Mist.
Was war passiert? Umgedreht und nach einiger Zeit kam er mir dann entgegen. Puh, zum Glück nichts Ernstes. Seine Scheibe hatte sich wieder verabschiedet.
Jetzt wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Sehr gelegen kam uns da die kleine Autowerkstatt kurz vor Arabba.
Aber obwohl der auch in deutschen Lettern „Autowerkstatt“ angeschrieben war, erwies sich die Kommunikation zunächst als sehr schwierig. Deutsch konnte hier keiner, nicht ein Stück, auch mit englisch kam Johannes nicht recht weiter.
Aber irgendwie geht es dann ja trotzdem. Joahnnes durfte seinen Passat in eine kleine Nebengarage stellen und baute den Fensterheber erneuet aus.
Jetzt dem Chef nur noch beibringen, dass er da ein Loch durchbohren soll und die beiden Hälften mittels einer Schraube zusammensetzten.
Auch das klappte dann irgendwie. Ich erinnere mich noch an die Worte „Non rotate“ und das Zeigen der selbstsichernden Mutter.
Perfekt.
Ganz umsonst war der Spaß allerdings nicht. Fünf Euro wollte der Chef von Johannes haben. Das war mehr als fair. Andere hätte so eine Notlage unter Umständen schamlos ausgenutzt.
Das Fenster ging jetzt wieder zu, für uns ging es nach gut 20 Minuten weiter. Ein geschlossenes Fenster war in der Folge auch recht vorteilhaft. Erst jetzt, um kurz vor sechs sollte es zum höchsten Punkt unserer heutigen Etappe gehen.
Vor uns lag der Passo Pordoi mit 2239m Höhe. Ein kleiner Fotohalt kurz vorm Ziel ist aber immer drin.
Wenig später dann das übliche Foto mit dem Paßschild.
Oben auf der Passhöhe wurde es dann wieder richtig schattig. Wir waren auch mal wieder so ziemlich die letzten Besucher. Einer stand noch mit uns auf dem großen Parkplatz und der hatte auch gleich nach seinem Fotoapparat gegriffen um uns auf den Chip zu bannen.
Leider habe ich diesen Moment selber nicht festhalten können.
Noch gut 40 Kilometer hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch vor uns. Kein Grund in Hektik zu verfallen. Den Passo di Costalunga, hier jetzt allerdings wieder bekannter unter dem deutschen Namen Karerpaß, haben wir im vorbeifahren mitgenommen.
Das Tagessoll an Pässen war damit erreicht. Jetzt ging es nur noch runter nach Welschnofen.
Da Johannes hier eine Möglichkeit zur Übernachtung kannte, fuhr er vorweg.
Vor Ort angekommen war leider alles belegt, aber wir bekamen einen Tip wo wir es mal versuchen sollten. Hat geklappt.
Hotel Tyrol in Welschnofen
Kurz eingecheckt, etwas frisch gemacht, viertel Stunde zum relaxen und dann ging es noch mal weiter.
Wir haben uns spontan noch für einen kleinen Abstecher nach Bozen entschieden.
Natürlich nicht einfach nur so, uns knurrte der Magen. Wenn man gut 10 Stunden hinterm Lenkrad sitzt und unzählige Kehren zu meistern hat, darf es auch mal eine kleine Stärkung geben.
Und in Bozen, was sehr italienisch geprägt ist, gab es natürlich Pizza.
Einmal Pizza Aida für Johannes und einmal Tiroler Pizza für mich. Lecker war’s
Dass wir draußen auf der Terrasse gesessen haben, erübrigt jeden Kommentar zu den herrschenden Temperaturen. Südtirol halt.
Damit haben wir schon den zweiten Tag hinter uns gebracht. Lustig war’s, ereignisreich, geschraubt haben wir auch, mehr geht fast gar nicht. Und wir waren es immer noch nicht müde unsere schwachbrüstigen Vierzylinder durch die Berge zu jagen. Ganz im Gegenteil.
Bilder gibt es natürlich auch noch wieder in Hülle und Fülle. Das Video ist etwas länger geworden. Unmöglich die Szenen in nur 10 Minuten unterzubringen…
Vielen Dankfür die herlichen Berichte und fantastischen Bilder.Ich freue mich schon auf die nächsten Schilderungen.
Gruß schotte
Gleicher Kommentar wie gestern: hammergeil! Ich warte auf den nächsten Tag 😉