Fahrstrecke: Welschnofen – Karerpass – Canazei – Passo Sella – Passo Gardena – Passo di Valparola – Passo Falzarego – Passo di Giau – Passo Fedaia – Lago di Fedaia – Canazei – Karerpass – Welschnofen
Länge: 183,89 km
Höhenmeter: + 5106,36 m / – 5106,36 m
Abfahrt: 10:15 Uhr
Ankunft: 19:20 Uhr
Eins war klar: Heute lassen wir es etwas ruhiger angehen. Die ersten drei Tage haben wir im Schnitt jeweils zwischen 12 und 13 Stunden hinterm Lenkrad gesessen. Gestern Abend wurde es auch wieder sehr spät. Erst ein ganzes Stück nach Mitternacht waren wir in den Federn. Da muss morgens auch mal eine Stunde Schlaf mehr drin sein.
So wurde es dann auch fast halb zehn als wir uns zum Frühstück trafen.
Ein Blick von meinem Balkon machte aber schon wieder Lust auf den diesen Tag. Bei so strahlenden Farben, fiel es nicht weiter ins Gewicht, dass der Himmel sich heute nicht ganz so strahlend zeigte.
Ganz entspannt sind wir dann gegen viertel nach zehn gestartet. Erster Anlaufpunkt eine Tankstelle. Die nächtliche Tankorgie in Bozen, hatte natürlich nicht zu randvollen Tanks geführt.
Hier auf der Esso in Welschnofen wurde das jetzt nachgeholt.
Die kurz vor dem Karerpass sichtbaren, in den Wolken eingehüllten Gipfel der Rosengartengruppe, gaben schon einen Anhaltspunkt auf das heutige Wettergeschehen.
Ganz trocken werden wir den heutigen Tag wohl nicht überstehen.
Der eben schon kurz erwähnte Pass folgte dann unmittelbar.
Nach nicht mal einer halben Stunde konnten wir damit den ersten Haken machen. Der Karerpass oder auch der Passo Costalunga war erreicht. Und ich war verwundert. Keiner wollte jetzt schon eine Kaffeepause machen. Sehr ungewöhnlich.
Zum Aufwärmen war halt der Pass. Nicht wirklich unser Ziel, der lag halt so auf der Strecke. Da sich Start- und Zielort heute wieder gleichen, ist klar, dass es wieder eine Rundtour gibt. Die führte uns dann mitten rein in die Dolomiten.
Erster richtiger Anlaufpunkt und damit auch Zeit für eine Pause war der Passo Sella östlich der gigantischen Sellagruppe.
Diese teilweise fast senkrechten Bergwände sind typisch für diese Region. Leider blieb uns der Blick auf die Spitzen zunächst noch verwehrt.
Ein Umstand der sich dann oben auf der Passhöhe noch etwas unfreundlicher gestaltet. Gut 500 Meter vorm Ziel setzte der Regen ein.
Ein Cappuccino geht aber immer und jetzt erst recht. Vielleicht haben wir ja fünfzehn Minuten später mehr Glück.
Dem war aber leider nicht so, im Gegenteil es wurde eher noch schlimmer. Aber eins war auf jeden Fall noch zu tun. Wie es dazu kam, dass ich das diesmal sogar abgenommen bekam, kann ich gar nicht mehr sagen.
Auf jeden Fall brauchte ich mich diesmal nicht zu strecken.
Tja Jungs, da gibt es heute leider nichts zu sehen.
Weiter geht´s. Das Wetter kann schlechter nicht mehr werden.
Etwas besser wurde es dann auch tatsächlich. Schon beim nächsten Pass war es zumindest von oben wieder trocken.
Der Pass der Hobbygärtner lag nur vier Kilometer Luftlinie weiter. Auf der Straße werden daraus dann zehn Kilometer und wir waren am Passo Gardena.
Die Sicht hier war etwas besser aber auch noch weit weg von optimal.
Somit auch kein Grund sich hier lange aufzuhalten.
Rein in die Autos und ab ins Tal. Dabei konnte man wenigstens teilweise erahnen welche Eindrücke uns hier jetzt entgangen sind.
Diesmal leider Pech gehabt.
Aber unser Pech ist nicht im Vergleich zu dem was im Mai letzten Jahres den Bewohnern des Ortes Corvara widerfahren ist. Da ging wohl ein gewaltiger Erdrutsch in den Ort hinunter. Dessen Spuren waren auch für uns noch unübersehbar.
Dann doch lieber ein bisschen Regen.
Ein ziemlich krasser landschaftlicher Wechsel lag nun vor uns. Lange Zeit noch alles schön grün, wandelte sich das spätestens oben auf der am Passo Valparola in eine Mondlandschaft.
Ob diese Felsbrocken allerdings alle natürlichen Ursprungs sind, da waren wir uns nicht so ganz sicher. Genau an diesem Pass gab es im ersten Weltkrieg heftigste Kämpfe zwischen Österreich und Italien.
Dabei wurde wohl auch ganze Bergflanken gesprengt. Uns erschien die Masse der Brocken dafür dann aber doch etwas zu groß.
Wenn man sich so die Abgänge in Hintergrund ansieht, ist das schon mächtig Bewegung in den Hängen. Der Großteil der Brocken wird wahrscheinlich einfach den Weg selbständig auf den Weg nach unten gemacht haben.
Die Überbleibsel aus dem Krieg sind aber trotzdem weiterhin sichtbar.
Hier das ehemals österreichische Sperrfort Tra i Sassi. Weiter oben in den Bergen waren auch deutlich noch künstliche Schanzen und Geschützstellungen sichtbar.
Ich führe da allerdings meinen Krieg mit anderen Waffen.
Ich schieße mit der Kamera und und markiere das Revier mit einem kleinen Sticker. Davon hat die Nachwelt viel mehr.
Am Passschild waren wir dann auch schon in Sichtweite zum nächsten Pass. Das verhält sich hier ähnlich wie am Stilfser Joch, wo ein Pass in einen anderen übergeht. Zwei Kilometer weiter mündet der Passo Valparola in den Passo Falzarego.
Den kennt Ihr ja schon vom letzten Jahr.
Aber auch hier hatten wir wie im letzten Jahr wieder Pech mit dem Wetter. Passend mit unserer Ankunft öffnete der Himmel seine Pforten. Was dann drinnen im Café los war brauchte ich nicht zu erwähnen. Rammeldicke voll.
Auf zum Nächsten.
Zunächst runter ins Tal in Richtung Cortina d´Ampezzo aber noch auf der Abfahrt geht es in Pocol ab zum Passo Giau.
Leider immer noch oder schon wieder: Regen, Wolken und Wind.
Aber hier gab es endlich wieder eine Hütte zum Einkehren. Wurde auch langsam echt Zeit. Es war jetzt kurz vor 15:00 Uhr. Die letzte Pause war am Sella Joch um die Mittagszeit.
Ein Mittagssnack haben wir uns dann hier oben genehmigt.
Aber zuvor, es war gerade mal halbwegs trocken, wollte ich doch nochmal etwas ausprobieren. Dieses Passschild am Giau brachte mich auf ein völlig neue Idee. Es hin auch wieder unerreichbar hoch. Diesmal wollte ich es aber wenigstens versuchen… Es hat geklappt!
War zwar ein ganz schöner Balanceakt, aber der Sticker hängt.
Wenn auch ein einer Stelle die wohl noch am einfachsten zu erreichen ist und so ganz gerade ist das leider auch nicht geworden.
Jetzt aber ab ins Refugio.
Als wir wieder rauskamen, gab es sogar einen Hauch guten Wetters.
Dieser Pass wäre es wirklich wert noch mal bei Sonnenschein besucht zu werden. Ein anderes mal…
Mittlerweile war mir schon klar, dass wir die ursprünglich geplante Strecke heute nicht annähernd schaffen werden. Aber kein Grund jetzt schon aufzuhören. Ein Pass geht noch und um den Karerpass zum Schluss kommen wir eh nicht drumherum.
Nächster Kandidat auf unsere Route ist der Passo Fedaia, direkt nördlich der Marmolata. Dem höchsten Berg in den Dolomiten.
Irgendwo da muss er sein. Ob wir ihn wirklich gesehen haben, weiß ich nicht. Wenn man so dicht am Berg steht, kann man immer schlecht einschätzen ob es dahinter nicht noch weiter nach oben geht.
Und dann kam doch noch so etwas wie Sonne durch. Durch das frische grün fühlten sich auch gleich etliche Zaungäste berufen. Ohne Zaun…
Spätestens jetzt war klar, hier machen wir jetzt Schluss mit der heutigen Runde und genießen die Sonne noch ein wenig. Inklusive eines Besuchs im Refugio Fedaia. Die Zeit haben wir uns jetzt einfach gegönnt.
Genauso wie anschließend noch die zeit um ein paar Aufnahmen mal fast ohne Wolken zu machen.
Das in Hintergrund sollte wohl der Monte Civetta sein. So ganz sicher bin ich mir bei der Bestimmung der Berge da immer nicht.
Ein kleines Stücken hinter dem Pass gab es dann noch einen großen Stausee. Den Lago di Fedaia. Ich habe keine Schild gesehen, dass man da nicht auf die Staumauer darf. Also rauf da.
So kamen wir wenigstens noch in den Genuss eine Blich auf den Gletscher am Marmolata zu werfen. Einen Blick bis zum Gipfel haben wir nicht mehr bekommen.
Aber es war trocken und somit konnte man sich auch mal länger als fünf Minuten im Freien aufhalten.
Das war´s dann auch schon fast für den heutigen Tag. Ganz gemütlich ging es ins von hier zurück ins Tal. Wieder den Kopf voller Eindrücke, die sortiert werden wollten.
Mein kleines ganz persönliches Highlight folgte aber noch. Mit der Gemütlichkeit war es am Karerpass nämlich schlagartig vorbei. Vor mir ein Golf GTI, der die Strecke ganz offensichtlich kannte. Der fuhr richtig flott. Richtig flott! Das war jetzt ganz nach meinem Geschmack. Hui, machte das einen Spaß. Der hörte gar nicht mehr auf. Auch nicht als ich mich oben vor der Passhöhe etwas zurückfallen lies, weil ich an einer ganz bestimmten Stelle anhalten wollte. Ich hätte ich gerne noch freundlich zugewunken und für die tolle Fahrt bedankt. Im Video sind kurz vor Ende einige Passagen dieser Passfahrt zu sehen.
Ich wartete an einer Stelle, die ich noch vom letzten Jahr kannte, auf meine beiden Verfolger. Damals gab es ein Bild von genau der gleichen Stelle.
Und es ist genau wieder die Rosengartengruppe, die ganz am Anfang des heutigen Beitrag schon einmal zu sehen war. Jetzt bei etwas besserem Wetter.
Jetzt waren es nur noch wenige Kilometer bis zu unserem Hotel in Welschnofen.
Geschafft. Raus aus den Karren, Beine lang machen und abschalten.
Es kam aber noch der Brüller des Tages. Wir sitzen da so, kommt eine deutsche Familie aus der Pizzeria. Klar, dass die förmlich über unsere Passat vor der Treppe stolpern. Die Mutter erklärt, den Sohn dann so die typischen Sachen und was es eben an alten Auto alles noch nicht gab. Aber dann kam der Sohn und hatte etwas an Johannes Auto entdeckt, was heute garantiert kein Auto hat.
„Guck mal Mama, der hat da vorne auf dem Kotflügel einen Blitzableiter!“ und zeigte dabei auf die Antenne.
Herrlich! Die ganze Mannschaft lag fast auf dem Boden und der kleine guckte sich nur fragend um. Schon verrückt wie schnell die Zeit sich dreht. Antenne auf dem Kotflügel, gibt es da heute wirklich nicht mehr? Ich wollte das nicht beschwören, halte das aber durchaus für möglich.
Danach ging aber rein. Jetzt wollten wir endlich auch mal eine Pizza aus dem Haus probieren. Letztes Jahr war Ruhetag, gestern war Ruhetag, heute war der Ofen an. Der Laden war gerammelt voll. Ein gutes Zeichen. Unser Wirt hat uns dann in den Frühstücksraum verwiesen, wo bereits weitere hungrige Mäuler saßen.
Der Besucherandrang hatte seinen Grund. Alleine die Pizzen auf der Karte hätte hier für drei Restaurants ausgereicht. Die Auswahl fiel einem schwer. Aber unser einhellige Meinung: Die Pizzen waren oberste Spitzenklasse! An so ein gute Pizza kann ich mich nicht zurück erinnern. Eine ganz klare Empfehlung Falls mal einer in der Ecke ist.
Nimm doch das nächste Mal eine Haushaltsleiter in den Urlaub (auf die Pässe) mit, bevor du noch abstürzst und im Krankenhaus landest
Da wäre ein Passat mit großer Heckklappe natürlich perfekt, aber er will ja nicht.
Wir haben auf solchen Touren immer kleine Walky-Talkies mit.
Zum einen kann man dann gemütlich während der Fahrt mit den anderen Fahrern quatschen und auf Sehenswürdigkeiten hinweisen ohne die Handyrechnung im Hinterkopf haben zu müssen und zum anderen sind sie sehr hilfreich, wenn man Schleicher überholen muss. Der erste, der es vorbei schafft, kann den Nachfolgenden an unübersichtlichen Stellen ansagen, wenn die Strecke frei ist.
Wir hatten Funkgeräte dabei 😉
So geht das, Julian 😉
„und zum anderen sind sie sehr hilfreich, wenn man Schleicher überholen muss. Der erste, der es vorbei schafft, kann den Nachfolgenden an unübersichtlichen Stellen ansagen, wenn die Strecke frei ist.“