Fahrstrecke: Heiligenblut – Edelweißspitze – Heiligenblut – Iselsbergpass – Gailbergsattel – Plöckenpass – Forcella di Liûs – Passo del Cason di Lanza – Sella Nevea – Predilpass – Mangart – Bovec
Länge: 269,99 km
Höhenmeter: + 7096,69 m / – 7873,54 m
Abfahrt: 10:00 Uhr
Ankunft: 20:00 Uhr
Der letzte Tag unserer Alpentour stand bevor. Es sollte von Heiligenblut über Italien nach Slowenien und von dort wieder nach Österreich gehen. Eigentlich…
Schon an der Überschrift dieses Artikels sieht man, dass daraus nichts geworden ist. Wir haben es nicht mehr bis Österreich zurück geschafft, mussten umdisponieren und in Slowenien, genauer gesagt in Bovec, eine weitere Übernachtung einschieben.
Und wer war daran Schuld? Mal wieder das Wetter!
Das hat uns nämlich ganz gewaltig einen Strich durch die Rechnung gemacht. Von dem Dauerregen des Vortags und in den nächsten Tagen, den uns der Gastwirt noch am Vorabend bescheinigt hatte, war nämlich nichts zu sehen. Morgens um halb zehn in Heiligenblut: Die Sonne zeigt sich.
Das war es aber noch nicht, was und den Strich durch die Rechnung machte. Guckt mal oben rechts auf den Berggipfel. Da oben, auf der Spitze des Wasserradkopfs ist über Nacht der erste Schnee des Jahres gefallen.
Da müssen wir hoch! Das war so klar wie Kloßbrühe. Der Besuch der Edelweißspitze, der am Vortag geplant war, erfolgt dann eben heute. Alle nachfolgenden Pässe verschieben sich um ca. 150 Minuten.
Etwas hippelig waren wir während des Frühstücks schon, aber die Zeit haben wir uns natürlich noch genommen. Wer weiß wann wir das nächste mal etwas zu essen bekommen.
Gegen 10 Uhr starteten wir durch, berappten die 34,50 Euro an der Mautstation und kamen den schneebedeckten Gipfeln immer näher.
Zumindest ich saß wieder mit offenem Mund hinterm Steuer. Welch faszinierender Anblick.
Ich war allerdings nicht so abgelenkt, dass ich die auf der Straße umher trödelnden Schafe nicht bemerkt hatte. Aber wahrscheinlich waren die von der Wetterlage genauso irritiert. Auf jeden Fall meinte ein Schaf mir mal eben direkt vor die Stoßstange springen zu müssen.
Im einem Satz sprang es rechts die Böschung hinunter und ich hab erst mal eine Vollbremsung hinlegen müssen. Das war haarscharf. Leicht touchiert habe ich es wohl trotzdem, es machte aber nicht den Anschein etwas abbekommen zu haben. Zumindest trotte es danach in aller Seelenruhe weiter die Straße entlang. Zu diesem Zeitpunkt hatte hatte ich meine Videokamera schon angeschaltet, von der auch dieses Foto stammt. So schnell hätte ich meinen Fotoapparat gar nicht zur Hand nehmen können. Logisch das diese Szene damit auch in dem späteren Video zu sehen ist.
Ein ersten kurzen Stopp haben wir dann am Hochtor eingelegt.
Das Thermometer an der Tunneleinfahrt zeigte immerhin + 4°C an. Von langer Dauer wird die weiße Pracht wohl nicht sein.
Natürlich waren es noch sowieso noch keine Massen an Schnee, aber immerhin kam schon schweres Gerät zur Räumung zum Einsatz.
Na gut, die Fräse war noch nicht wirklich in Betrieb, aber ein dicker Schneepflug kam uns kurz darauf tatsächlich schon entgegen.
Durch den Tunnel haben wir dann eben rübergemacht nach Salzburg. Unser Ziel war ja die Edelweißspitze.
Damit auch der höchste Punkt des heutigen Tages.
Natürlich schon mit Sticker.
Beim Anbringen des Stickers wurde ich im übrigen von der auf der Spitze installierten Webcam gefimlt. Nirgends ist man heute mehr unbeobachtet.
Von Bildern dieser Webcam, weiß ich übrigens auch, dass mein Aufkleber schon längst wieder Geschichte ist. Ich bin die einzelnen Tage nach unserem Besuch mal durchgegangen und dabei ist mir aufgefallen, dass am 10.09. zwischen 9:20 und 9:30 das komplette Schild auf einmal verschwunden ist. Nur noch der Pfeiler ist zu sehen. Am nächsten Morgen zwischen 9:50 und 10:00 hängt es dann wieder. Ohne irgendeinen einen Aufkleber…
Nach der obligatorischen Kaffeepause haben wir die Edelweißspitze dann wieder Richtung Heiligenblut verlassen. Ein kleinen Stopp haben wir noch für ein paar Fotos im Schnee eingelegt. Bis ich mit meinen italienischen Rennreifen „Rutschiglattifressi“ diesen kleinen Hügel erklommen hatte brauchte es ein paar Anläufe. Julian und Johannes hatten da deutlich weniger Probleme.
„Wurde nie bei Schnee gefahren“, kann ich jetzt in einer Verkaufsanzeige nicht mehr behaupten. Ich habe so was aber auch überhaupt nicht vor.
Nach zweieinhalb Stunden waren wir dann wieder unten in Heiligenblut. Mit zweieinhalb Stunden Verspätung begann jetzt also der der eigentlich Tagesplan.
Die Verspätung haben wir aber alle sehr gerne in Kauf genommen. Immerhin waren wir mittendrin im ersten Schnee des Winters 2015/2016.
Vorbei bzw. über den Iselsbergpass und Gailbergsattel ging es nun zum Plöckenpass. Damit haben wir Österreich wieder verlassen und sind wieder mal in Italien angelangt.
Links Italien und rechts Österreich, so wie es auch an der Front des Restaurants zu lesen ist.
In Ermangelung eines Passschildes mussten jetzt die beiden Ländertafeln für meine Sticker herhalten.
Exemplarisch hier mal Italien, Österreich bekam natürlich genauso meine Aufwartung.
Hinab ging es dann in einer abenteuerlichen Kehrenkombination. Schön gleichmäßig übereinander gestapelt und jede zweite Kehre in einem Tunnel.
So ging es runter nach Timmau und von dort nach Paluzza.
Da es auf der heutigen Etappe fast nur kleine Pässe gegeben hätte, wollte ich noch ein kleines Schmankerl eingebaut haben. Damals konnte ich ja noch nicht ahnen, dass gleich am Anfang die Großglockner-Hochalpenstraße auf dem Programm stand. Nur gibt es in dieser Region nicht viele Pässe und noch weniger die sich in West-Ost-Richtung befahren lassen. Gefunden habe ich dann den Passo del Cason di Lanza mit immerhin 1552m. Im Prinzip ist das die Verbindung von Paluzza nach Pontebba. Diese Straße war so klein, dass sie auf meiner ADAC-Tourenkarte nicht mal eingezeichnet war.
Zusätzlich zu dieser Karte habe ich mich also mit großformatigen Ausdrucken aus google Street View ausgestattet. Die habe ich mir extra in DIN A4 auf Fotopapier drucken lassen. Mit Hilfe dieser Ausdrucken von markanten Stellen, an denen wir abbiegen mussten, habe ich uns dann zunächst durch Paluzza gelotst. Das hat wirklich wunderbar geklappt.
Auf dem Weg nach Paularo müssen wir dann irgendwann den Forcella di Liûs überquert haben. Einen kleinen Pass mit etwas über 1000 Metern. Bewusst wurde mir das aber erst als es immer steiler bergab ging. Mit bis zu 18% Gefälle ging es runter bis nach Paularo. Das waren aber alles noch normale Straßen.
In Paularo, ging es dann wieder unter Zuhilfenahme ein paar ausgedruckter Ansichten, auf den eigentlichen Passo del Cason di Lanza. Spätestens hier war es jetzt vorbei mit normalen Straßen.
Gegenverkehr ist hier nicht vorgesehen.
Und allzu große Fahrzeuge anscheinend auch nicht.
So langsam konnte ich verstehen, warum diese Straße nicht in der Karte aufgeführt wurde. Einfach genial.
Zwischen den bewaldeten und felsigen Abschnitten tauchten dann immer wieder Lichtungen mit den schönsten Wiesen auf.
Hier war die Straße dann auch wieder etwas breiter und es durfte auch mal einer entgegen kommen. Was auf den gut 30 Kilometern allerdings nur dreimal vorgekommen ist.
Dann wieder Wald, Felsen, kleine Schluchten und Wasserfälle.
Eine Strecke die definitiv ganz oben bei mir auf der Liste steht. Richtig ursprünglich, fernab von irgendwelchen Tourirouten und unheimlich abwechslungsreich.
Da spielte es auch keine Rolle, dass die Passhöhe auf nur auf etwas über 1500m lag. Dafür gab es hier tatsächlich die frei laufenden Kühe, die ich schon aus Street View kannte.
Dieser kleine Pass ist dort übrigens komplett abgebildet.
Anhand des Bildes kann mit Sicherheit niemand sagen, wann dieses Foto entstanden ist. Vor 35 Jahren hätte es wohl nicht anders ausgesehen.
Auf den Weg runter nach Pontebba zeigt sich dann gleich an mehreren Stellen wie labil diese Gebirgswelt mitunter ist.
Dicke Gesteinsbrocken, die bis auf die Straße reichen und wohl regelmäßig weggeräumt werden müssen, lassen oberhalb dieser Stelle eine tiefe Schneise der Verwüstung zurück.
Ich glaub wenn´s jetzt oben gegrummelt hätte, hätten wir uns wohl in Pontebba eine Fahrkarte für den nächsten Zug lösen können.
Es blieb aber ruhig und so konnte wir unsere Fahrt im Passat fortsetzten. Was für eine Kontrast, es ging auf die Strada Statale 13 bis Chiusaforte. Fast 11 Kilometer auf einer richtig gut ausgebauten Straße. Wie langweilig…
Zum Glück waren es aber eben nur die wenigen Kilometer. Dann ging es ab ins Raccolanatal und damit rauf auf den Neveasattel.
Nur mal so als kleine zeitliche Orientierung. Es war jetzt mittlerweile zwanzig nach fünf. Uns war schon klar, dass wir das angestrebte Ziel in Österreich niemals schaffen werden. Wir waren ja noch nicht einmal in Slowenien angelangt.
Wenigstens das wollten wir aber noch erreichen. War vom Neveasattel aber jetzt wirklich nur noch ein Katzensprung.
Der Passo Predil ist gleichzeitig auch die Grenze von Italien nach Slowenien. Unsere Hoffnung hier oben dann auch mal etwas zu futtern zu bekommen zerschlug sich jedoch ziemlich schnell. Die vorhandenen Restaurants waren ebenso wenig besetzt wie die Grenzstation.
Also weiter. Denn ein großes Ziel hatten wir noch vor uns. Die Mangartstraße, die hinauf zur Lahnscharte und dem Fuße des Mangarts führt. Es ist die höchste Straße Sloweniens und wohl bei unserem Besuch wohl auch die mit dem fiesestem Wetter.
Das war noch mal ein Straße wo eventuell aufkommenden Müdigkeit in Nu verflogen war. Völlig krass in den Berg gehauen, mit engen Kehren und unbeleuchteten Tunneln, dass einem das Grinsen ins Gesicht zauberte. Dabei ein Tunnel in dem man die später zu fahrenden, höher liegenden Kehren unterquert. Dazu dann Steigungen bis 22%. Völlig abenteuerlich.
Dann kamen wir an dieses Schild. Von meinen Tourvorbereitungen wusste ich, dass es hier steht.
Weiterfahrt untersagt!
Aber wenn die wirklich gewollt hätten, dass man hier nicht weiterfährt, dann hätten sie die Absperrung sicher über die ganze Straßenbreite gebaut.
Im weiteren Verlauf fehlte dann auch wirklich fast die Hälfte der Straßenbreite, aber die Stelle war notdürftig ausgebessert und entsprechend Material angefüllt.
Im späteren Video kann man die Stelle besser erkennen.
Oben angekommen, die ganze Straße ist im Prinzip eine Sackgasse auf der oben nur eine große Ringstraße entlang führt, hatten wir dann noch kurze Zeit etwas frei Sicht.
Die Betonung liegt auf etwas. Den Mangart haben wir in seiner ganzen Pracht leider nicht zu sehen bekommen. Auch den Blick über die Felskante, über die hier im Bild die Wolken emporsteigen, brachte uns nur einen Blick in den Wolkennebel. Hier soll etwas teilweise fast senkrecht hinuntergehen und direkt oben auf der Kante liegt schon wieder die Grenze zu Italien.
Das Wetter hier oben war jetzt echt krass. Sturm, Regen und die Wolken verdeckten immer wieder die Sicht.
Aber wir waren da! Ein Erlebnis was ich nicht missen möchte.
Kurze Zeit später war dann ganz zappenduster.
Dann gab es wieder kurze Momente die etwas Weitblick ermöglichten.
Was wir mit voller Macht zu spüren bekamen, kann man hier sogar sehen. Die Regenwolken pfiffen nur so über die Bergkanten. Zeit den Rückzug anzutreten. Zumindest etwas raus aus den gröbsten Wolken.
Auf der Abfahrt zum etwas tiefer gelegen Parkplatz hatte ich dann noch mal die Möglichkeit das fehlende Stück Straße im Bild festzuhalten.
Der rechts eingesteckte Kontrollstab gab zumindest ein gutes Gefühl beim Überfahren dieser Passage.
Auf dem Parkplatz waren wir dann aus dem gröbsten Wolken raus. Teilweise konnte man etwas von der Umgebung erahnen.
Jetzt einen Kaffee! Die Hütte hatte leider geschlossen. Wird wohl nichts.
Aber da hatten wir die Rechnung ohne Julian gemacht.
Er war komplett ausgerüstet. Er hat es tatsächlich geschafft bei diesem Witterungsverhältnissen das Wasser zum Kochen zu bringen. Und das bei dem Sturm und bei Temperaturen die nicht weit weg vom Gefrierpunkt gewesen sein können. Die herabprasselnden Regentropfen machten mehr als nur einmal den Anschein, dass es schon fast mehr Schnee als Regen war.
Ich war so fasziniert von dem Wetter, dass ich das noch mal versucht habe in einem kurzen Video festzuhalten.
Für den qualifizierten Kommentar, der die Situation allerdings vortrefflich beschreibt, bin ich aber nicht verantwortlich. 😉
Dann plötzlich eine kurze Wolkenlücke.
Da geht´s gleich wieder runter.
Die verlassene Hütte. Was wären das wohl für Ausblicke hier, wenn das Wetter mitgespielt hätte. Absolut irre.
So jetzt war es schon nach 19:00 Uhr. In spätestens einer Stunde ist es bei der Wetterlage dunkel. Zeit ins Tal zu fahren und mal zu gucken wo wir denn die heutige Nacht verbringen.
Im nächstgelegenden Dorf, in Strmec, waren unsere Chancen leider sehr gering.
Fündig geworden sind wir dann in Bovec.
Hotel Mangart, wie passend.
Im Ort haben wir uns dann ein zünftiges Restaurant gesucht und richtig lecker zu Abend gegessen. Man was das für ein Tag: Eindrücke, Eindrücke, Eindrücke…
Unmöglich die alle so schnell zu rekapitulieren. Ich schrieb es ja schon mal. Davon zehrt man noch Wochen, wenn nicht Monate und ständig fallen einem wieder neuen Situationen ein.
Dazu gehört auch Cockta.
Irgendsoein einheimischer Mix aus Hagebutten, elf verschiedenen Kräuter, Zitronen und Orangen. Echt lecker.
Und eine völlig neue Situation ergab sich auch durch diese neue Übernachtung. Die Tour ist damit noch nicht zu Ende.
Ich versuche es immer wieder die Videos möglichst kurz zu halten. Es gelingt mir mir. Dafür müsste ich wohl mal einen Strandurlaub machen. Bei so einer Geschichte geht das einfach nicht.
Hammer, finde die geilsten Bilder bisher von der Tour!!!!!
Wenn man dies alles sieht, wäre man schon gerne auch mit dabei gewesen, keine Frage!
Gruß
Lalli
Bin ja am Samstag den Cason di Lanza nochmal gefahren. Da wurde oben am Refugio ein Fest gefeiert.. wunderbares Essen aber auch unglaublich viel Verkehr.
Auf der Seite von Paularo aus ist mir locker 15 mal einer entgegen gekommen,einmal ein T5-Bus,war ziemlich stressig.