Gestern Abend endete die Auktion des Passat 32B Variant von Kiesow in Norderstedt. Den Veröffentlichungszeitpunkt für diesem Artikel habe ich also ganz bewusst so gewählt.
Auch wenn ich ja persönlich nicht mehr auf der 32B-Schiene unterwegs bin, interessierte mich der Wagen dann doch. Dafür warf er einfach zu viele Fragen auf. Ziemlich kurzentschlossen habe ich mich daraufhin bereits am Montag auf den Weg nach Norderstedt gemacht. Vor Ort habe ich mich noch mit Detlev getroffen. Der ist für solche Spritztouren ja auch immer zu haben.
Da standen wir jetzt vor diesem merkwürdigen Stück.
Merkwürdig war nicht nur diese Farbe, sondern auch die Zusammenstellung der verbauten Komponenten. 5-Zylinder-Motor, Automatikgetriebe und Servolenkung in einen sonst sehr spärlich ausgestattetem Fahrzeug. Der Verdacht, dass es sich um ein Behördenfahrzeug handelte, wurde schnell entkräftet. Von dem überaus auskunftsfreudigem Kiesow-Mitarbeiter konnten wir so einiges über die Herkunft erfahren. Der Wagen lief in privater Hand direkt in Hamburg. Hier war er auch regelmäßig zur Wartung beim örtlichen VW-Händler. Die letzen zwei Jahre ist der Passat dann aber kaum noch bewegt worden.
Mein Blick in diesen Bereich galt aber vorrangig nicht dem Wartungsaufkleber sondern vielmehr den Türscharnierhälften und dem darauf befindlichem Wachs. Diese Wachsspuren findet man nur bei Fahrzeugen die noch nicht lackiert worden sind. Also war damit auch endgültig klar, dass dieser Passat in dieser Farbe das Werk verlassen hat. Einer Farbe, die es defintiv 1982 nicht mehr im normalen Farbenkatalog von VW gab.
Nur was war es jetzt wirklich für eine Farbe? Ein Blick auf den Datenaufkleber unterm Kofferraumteppich brachte dann endgültig Gewissheit.
L61A, also tatsächlich Cliffgrün. Eine Farbe, die es beim VW Passat regulär nur von 1974 – 1976 zu bestellen gab.
Ansonsten brachte der Aufkleber keine großen Überraschungen zu Tage. Gurte, Kopfstützen, den höhenverstellbaren Fahrersitz, 185er-Reifen und eine Nebelschlußleuchte. Eigentlich ganz schön wenig. Da ist wohl das ganze Geld in den Antriebsstrang geflossen. Kein Radio, keine innenverstellbaren Spiegel, absolut nichts was den Komfort erhöhen würde. Sozusagen eine pure Fahrmaschine.
Und sonst so? Was kann man von einem Passat beim Autoverwerter schon erwarten. Nun eigentlich ist das doch klar: Ein absolut gepflegten Garagenwagen mit einem sauberen Lack, tiptop Chromteilen und tadellosen Dichtungen.
Rost an den Klappen und Türen?
Gibt es nicht!
Rost am Tankstuzten ist zumindest von aussen nicht zu erkennen.
So einen sauberen und gepflegten Wagen habe ich wirklich lange nicht mehr gesehen.
Ein paar Mängel hat er aber trotzdem. Der Himmel ist ein Fall für die Tonne oder für den begabten Schrauber. Der Bezug hängt praktisch auf der ganzen Längen nur noch an den Stopfen und den seitlichen Haltegriffen. Das muss etwas passieren.
Dann sind da noch ein paar kleiner Ditscher. Einer am Radlauf hinten rechts und einer oberhalb der rechten Rückleuchte. Kleinkram, eben die typischen Rentnerschäden.
Die Schmutzfänger, die der besorgter Besitzer wohl noch bei der Auslieferung beim VW-Händler nachrüsten lies, hielten zwar Schweller und Endspitzen sauber, sorgten aber durch die Befestigungschrauben in den letzten 35 Jahren für sehr ärgerlichen Rost.
Da steht dem neuen Besitzer etwas Arbeit ins Haus. Aber es gibt kaum eine bessere Farbe zum Nachlackieren als einen unverwitterten Unilack.
Apropos neuer Besitzer. Der hat diesen einmaligen Passat jetzt für 2110,- Euro ersteigert. Ich habe die Auktion täglich verfolgt um zu sehen, wann der Mindestpreis fällt. Dieser kleine Vermerk war erstmals bei 1990,- EUR verschwunden. Ein wie ich finde angemessener und fairer Mindestpreis. Und den letztendlichen Kaufpreis halte ich für günstig bis überaus angemessen.
Ich bin mal gespannt wo der Cliffgrüne demnächst mit Gewindefahrwerk 19 Zöllern über den Asphalt schleift oder bei welchem Youngtimerhändler er demnächst für über 7000,- Euro im Angebot steht. Ich bin mir sicher, dass sich dieser Passat mit seiner auffälligen Farbe nicht lange verstecken kann.
Danke für den Ortsbesuch. Deine Einschätzungen bezüglich der weiteren Zukunft des Wagens gingen mir auch durch den Kopf.