1964 wurde das Volkswagen Werk Emden auf der grünen Wiese neu gebaut und eröffnet. Heute ist Volkswagen in Emden der größte industrielle Arbeitgeber westlich von Bremen und nördlich des Ruhrgebiets. Das Volkswagen Werk erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 4.300.000 m².
1964 liefen hier natürlich noch Käfer & Co vom Band. Damit war 1978 Schluss und seit dem ist eigentlich ein Modell unweigerlich mit diesem Werk verbunden: Der Passat war das Standbein des Werkes.
Anlässlich des 60 jährigen Bestehens ging es am Samstag zum dortigen Familienfest.
Mit ein paar gleichgesinnten trafen wir uns morgens um kurz nach 8 Uhr am Werk, um während der Veranstaltung unsere Fahrzeuge auszustellen.
Nach der unkomplizierten Anmeldung am LKW-Tor ging es dann im Corso in Richtung unserer angedachten Standplätze.
Noch waren die Vorbereitungen in vollem Gange, aber wir waren schon mal an der richtigen Stelle.
Letzte Instruktionen bekamen wir von den beiden netten Mädels. Im Prinzip sollten wir eigentlich nur etwas großzügiger Parken, damit die Leute sich nicht so zwischen den Autos durchquetschen müssen.
Nichts leichter als das.
Kurz vor 10 Uhr. Die Fahrzeuge stehen und sind bereit für den Ansturm. Die erwarteten Besucherzahlen lagen irgendwo zwischen 20.000 und 30.000.
Mein Stellplatz war sogar extra ausgeschildert.
Die Reihen waren dann auch relativ schnell sehr gut besucht und auch diverse Showacts machten schon die Runde.
Zeit auch selber mal den Rundgang durchs Werk anzutreten. Es wurde ja doch so einiges geboten.
Sogar ein Riesenrad ragte extra für den einen Tag in die norddeutsche Tiefebene und der ein paar Strandkörbe der nahen Nordseeküste haben es auch aufs Werksgelände geschafft.
Was ich persönlich sehr vermisst habe, war ein Einblick in die laufenden Produktion. Auch wenn der Passat hier seit dem Frühjahr nicht mehr gebaut wird, wäre das für einen technikaffinen Menschen doch eindeutig ein Highlight.
Dieser Einblick beschränkte sich allerdings auf ein paar geöffnete Tore, die immerhin etwas Einblick lieferten.
In welche Station man jeweils einen Einblick erhaschen konnte, blieb leider auch offen.
Hier scheint es sich um die Einstellstation der Kameras für die Assistenzsysteme zu handeln. Also wohl einer der letzten Stationen vor der Auslieferung.
Ein paar Produktionsschritte, wie hier der Entstehungsprozess vom Blechcoil bis zur fertigen Tür, wurden aber auch auf der Veranstaltungsfläche in Pavillons präsentiert.
Aktuell werden hier in Emden nur noch die Modelle ID.4 und ID.7 hergestellt. Die konnte man sich natürlich auch etwas genauer anschauen.
Die Zeit von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ist in Emden seit diesem Jahr komplett Geschichte. Als letztes Modell hat es den VW Arteon erwischt.
Apropos Geschichte. Damit tun sich ja alle Autohersteller schwer. Der eine mehr, der andere weniger.
Ein VW Passat Variant mit Chromstoßstangen hat das Emdener Werk auf jeden Fall nie verlassen. Das weiß heute bloß kaum noch jemand. Dabei hat das Werk doch sogar ein eigenes Exemplar, der hier hergestellten Passat.
Aber die Zeit rennt halt. So fand ich das Interesse an unseren Fahrzeugen auch eher gering und die Aussagen dazu waren leider sehr oft völlig falsch. Die Wagen sind einfach schon zu alt. So habe ich nicht einen Besucher mitbekommen, der wirklich erkannt hat, um welch seltenes Modell es sich beim Passat GT handelt. Dafür hab ich mehrfach gehört: „Der Passat GT hatte immer den 5-Zylindermotor mit 136 PS“. Zum Glück nicht.
Aber wenn man mal genau nachrechnet, ist heute wohl kaum noch jemand im Werk beschäftigt, der noch selber am 32B mitgewirkt hat. Viele gehen bei VW irgendwo zwischen 55 und 58 in Rente.
Das Wetter hat zum Glück den ganzen Tag wunderbar mitgemacht. Sicher auch ein Grund, dass die angepeilte Besucherzahl wohl locker erreicht wurde.
Lange Schlangen an allen Attraktionen und den Freßbuden waren gerade um die Mittagszeit eher die Regel.
Wenn man dann eine halbe Stunde in der Schlange gestanden hat um eine VW-Currywurst zu ergattern, war es vielen dann wohl auch egal, dass dort 9 Euro für eine Currywurst aufgerufen wurden. Natürlich ohne Pommes, die schlugen mit weiteren 4,50 Euro zu Buche. Ich weiß ja nicht, aber für ein Familienfest finde ich das ganz schön happig.
Mittlerweile hatte es auch die Sonne zwischen unsere beiden Hallen geschafft und wir genossen den Tag.
So ab halb Fünf ebbte der Besucherstrom so langsam ab. Die Reihen lichteten sich.
Auch der uns gegenüberliegende Popcorn-Stand hatte seine Tätigkeit nahezu eingestellt. Popcorn war noch reichlich da, aber die Tüten sind denen ausgegangen. Gut, dass ich meinen Müll nicht einfach in die Gegend werfe und die Tüte, fein säuberlich zusammengefaltet, noch in der Hosentasche hatte. So kam ich kurz vorm Schluss noch mal in den Genuss einer frischen Ladung. Die gab es übrigens den ganzen Tag über kostenlos.
Um 17 Uhr war das offizielle Ende des Familienfestes angesetzt und ich machte mich dann auch so langsam auf dem Heimweg. Allerdings nicht ohne vorher noch einmal quer durch Werk zu fahren.
Teilweise etwas misstrauisch von der Security beäugt, hatte ich aber nur ein ganz profanes Ziel.
Ich wollte einfach nur ein Foto vorm Verwaltungsgebäude am Haupteigang machen.
Mein Plan, dann dort gleich am Haupteingang das Werk zu verlassen, war allerdings nicht möglich. Alles abgesperrt und nur für Fußgänger passierbar. Also doch wieder zurück zum LKW-Tor und dann dort raus.
Tolle Fotos, Olaf, vielen Dank für die Dokumentation unseres Ausflugs nach Ostfriesland! Eine kleine Ergänzung: Aus gut unterrichteter Quelle habe ich vernommen, dass der Arteon in Emden nach wie vor in Produktion ist und es auch noch eine Weile bleibt. Es läuft also nach wie vor Passat-Verwandtschaft in Emden vom Band.
Hallo Olaf, Ich wäre gerne dabei gewesen, aber mich hatt leider eine schwere Grippe erwischt. Aber dank deines Berichts, habe ich einen schönen Einblick erhalten.
Danke dafür und viele Grüße
Matthias.
toller Bericht, vielen Dank, Olaf. Ich erinnere mich, dass vor zehn Jahren schon einmal ein grosses Fest mit Oldtimertreffen in Emden bei VW geplant war, dann aber abgesagt wurde. Lutz
Das erinnert mich an den Herbst 1977.
Damals haben wir von der Schule aus einen Klassenausflug zum VW-Werk in Emden gemacht.
Und natürlich ging damals der Rundgang auch durch die laufende Produktion.
Da lief der 32/33 Facelift vom Band und ich erinnere mich noch daran, das ich mich über die anders aussehende Frontstoßstange eines Passats auf dem Band wunderte.
Ich fragte mich, warum der denn zusätzlich Blinker in der Stoßstange hat.
Später stellte sich heraus, das das ein Dasher war, der da zwischen den ganzen Passat vom Band lief.
Ich habe damals einen Passat-Prospekt mitgenommen und den habe ich immer noch.
Schöne Erinnerungen…! Damals bei Dir war dann der B1 Facelift (32/33) gerade in Produktion gegangen, wenige Wochen/Monate zuvor. Ich habe eine solche „erste“ Werkbesichtigung genau 20 Jahrte später, im Herbst 1997, durchgeführt, als der B5 (3B) erst etwa ein Jahr alt war und ich meinen ersten Santana fuhr. Das ganz neue Ding damals waren Laserschweißnähte – und während der Besichtigung wurde dann natürlich die Geschichte erzählt, dass ein Besucher die Anlage angehalten hätte und die Karosse entsorgt werden musste.
Schöner Bericht.
Mir fällt es auch schwer, dass es eine Zeit vor dem B3 oder Golf III gab, die Vorgänger waren einfach schon zu alt, als ich jung war. Die Erinnerung setzt erst ein, als das Facelift vom B5 (sogar mit dem W8) aufkam, der Bora und die ersten Tourans kamen.
Oder in meiner südhessischen Heimat die ersten Merivas, Vectra C und vollausgestattete Omegas allgegenwärtig waren.
Wir hatten damals auf einer Klassenfahrt in Nordhessen auch das Werk Baunatal besichtigt. Der Mitarbeiter hatte früher in der Gießerei gearbeitet bis er nicht mehr konnte und uns alles gezeigt. Auch das damals brandneue DSG, was wir uns gar nicht vorstellen konnte. Mittlerweile ist DSG üblich und das Werk steht zur Disposition.
Was ist DSG? Kenne ich nicht. 😉
So ändern sich die Zeiten.