Gestern Vormittag war ich kurz auf Einkaufstour. Motoröl, Filter und Kühlmittel besorgen. Ich hatte den Zeitpunkt so gewählt, dass eigentlich in dieser Zeit der Anruf hätte kommen müssen, dass meine Passhülsen da sind. Der Anruf blieb aber leider aus. Ich bin trotzdem eben dort rumgefahren. Dann kann ich wenigstens schon die Ventilschaftdichtungen mitnehmen.
Meine Hülsen waren dann auch tatsächlich immer noch irgendwo auf dem Weg zwischen Schweden und Hamburg. Mist aber was will man machen?
Dafür habe ich die restlichen Sachen gleich in die Hand gedrückt bekommen. Aber Moment mal. Diese Ventilschaftdichtungen passen niemals. Da war ich mir sicher.
Es begann das übliche hin- und her: „Die müssen aber passen!“ – „Nein, die sind zu klein“ – „Da gibt es nur eine Ausführung. Die sind richtig“ – „Nein!“
Zum Glück verlief das alles auf völlig freundlichem Niveau. Schlussendlich wurde dann ein kompletter Kopfdichtsatz aus dem Lager geholt und geöffnet. Siehe da, da waren größere Dichtungen drin. Ich habe die dann mitgenommen.
In der Werkstatt war dann meine erste Tat, die alte und die neue Dichtung miteinander zu vergleichen. Passt! Beide haben 12 mm Innendurchmesser.
Wie sich die verhärteten Ventilschaftdichtungen ausgewirkt hatten, ging mir die letzten Tage auch irgendwie nicht mehr aus dem Kopf. Eigentlich hätte man es so lassen können.
Eigentlich ist es aber auch nicht weiter schlimm, sich eben die Ventile zu schnappen und in die Bohrmaschine einzuspannen. Die zwanzig Minuten sollten wohl noch drin sein.
Jetzt ist das Gewissen beruhigt. Ich kann da nicht aus meiner Haut.
Gleich nach den Ventilen kamen die Schaftdichtungen auf die Ventilführungen.
Jetzt, mit der gewohnten Bauart der Dichtungen war das kein Problem mehr. Der stabile Metallkragen macht die Montage wesentlich sicherer.
Jetzt kann der restliche Zusammenbau des Kopfes beginnen. Hatte ich eigentlich erwähnt, dass der Ventilniederdrücker von den 827er-VW-Motoren auch wunderbar beim Volvo-Kopf funktioniert?
Hier der Beweis. Wie dafür gemacht.
Runter mit Feder und Teller und rein mit den beiden Ventilkeilen.
Wie immer etwas fummelig. Mit der nötigen Ruhe sitzen die Dinger dann aber irgendwann.
Und jetzt kommt diese kleine Volvo-Spezialität. Die Ventildämpfungsgummis.
Auch eine Möglichkeit, das Spiel zwischen Stößel und Nockenwelle zu egalisieren. Fragt sich nur wie lange. Rein vom Gefühl her würde ich sagen, die Dinger machen keine 50.000 Kilometer mit.
Da drauf kommen im Anschluss die Stößel und dann folgt die Nockenwelle.
Die Montage habe ich, wie vermutet, auch ohne die oftmals erwähnte Pressspindel hinbekommen. Ein wenig nachdenken und die Welle so in den Kopf legen, dass man auf einer Seite beginnen kann die Muttern auf die Lagerböcke zu schrauben. Dann vorsichtig von einer Seite vorarbeiten. Die Muttern dabei immer schön gleichmäßig anziehen. Nicht versuchen die Nockenwelle gleich mit dem ersten Lagerbock komplett nach unten zu drücken.
Vor der Verteilermontage habe ich den letzten Lagerbock nochmals etwas gelöst.
In den so entstandenen Spalt kam ein Hauch Dichtmasse.
Ebenso rund um den Gummiring des Verteilers. Ich hoffe, dieser Bereich bleibt so dauerhaft öldicht.
Die Verteilermontage selbst ist selbsterklärend. Er passt nur in einer Stellung in die Nockenwelle, eben richtig hindrehen bis meine zuvor gesetzten Markierungen fluchten. Beide Schrauben festziehen. Sitzt. Der Zündzeitpunkt braucht auch später nicht eingestellt zu werden.
Auf der Vorderseite das gleiche Spiel mit dem gelösten Lagerbock und der Dichtmasse.
Und natürlich ein neuer Simmering.
Die Unterseite bekam nochmals eine Abreibung mit frischem Schleifpapier.
Durch das hin- und herschieben auf der Werkbank sind da doch noch wieder einige Kratzer entstanden. Nun ist die Fläche wieder schier. Hätte ich gewusst, dass sich das alles so in die Länge zieht, hätte ich den Kopf noch zum planen gegeben. Nun ist es zu spät dafür. Wird schon schiefgehen.
Jetzt könnte der Kopf eigentlich rauf. Aber es fehlen noch die Passhülsen. Mist. Jetzt noch einen Tag warten und dann wieder enttäuscht zu werden? Was ist eigentlich mit den alten Hülsen.
Eigentlich nichts! Die linke Hülse auf dem Bild habe ich schon mal wieder in Form gebracht. Den Grat von der großen Rohrzange habe ich runtergefeilt und die komplette Hülse dann noch einmal Schleifleinen abgezogen. Das muss so gehen. Im Prinzip sollen sie ja nur die Montage von Dichtung und Kopf erleichtern. Wenn die Schrauben erst einmal sitzen haben sie keine Funktion mehr.
Zumindest keine die mir jetzt geläufig wäre. Ich warte jetzt nicht mehr länger. Die Hülsen habe ich gestern Abend noch abbestellt. Freut sich der nächste, wenn die dann gleich auf Lager sind.
Der Kopf kann rauf.
Saubere Arbeit! An der Reinigung der Ventile wäre ich auch nicht vorbei gekommen. 🙂
Kleiner Hinweis für Nachahmer: Nicht bei allen B230-Motoren wird der Zündzeitpunkt durch einen Kurbelwellensensor an der Schwungscheibe bestimmt. Bei einigen kommt ein Hallgeber im Verteiler zum Einsatz und die Zündung muss/kann dort noch ganz klassisch durch verdrehen eingestellt werden. Hängt vom Steuergerät ab. Details verrät das (durchaus lesenswerte) Volvo Green Book TP 31937/1.