Noch baue ich den Motor nicht aus
Mein für gestern geplanter Ausflug in die zur Zeit blühenden Rapsfelder fiel der fehlenden Sonne zum Opfer. Da habe ich doch lieber die Werkstattsonne angeknipst.
Der Motor in meinem GLS macht mir immer noch Kummer. Erst der nach dem Start fehlende Öldruck, der mich schon seit Jahren plagte und vor zwei Jahren eine neue Ölpumpe nötig machte. Dann noch direkt im Anschluß eine neue Kopfdichtung. Aber so richtig schön lief der Motor noch nie. Besonders im Leerlauf läuft er extrem unrund. Daß der erste Zylinder bei der Kompression etwas hinterher hinkt, ist mir zwar bewußt. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß sich das so drastisch auswirkt. Oder vielleicht will ich es auch einfach nur nicht wahrhaben.
Wenn ich die Fahrstufe einlege und die Drehzahl dadurch noch etwas abfällt, spürt man das Geruckel im ganzen Fahrzeug. Auch auf das zitternde Endrohr wurde ich schon mehrfach angesprochen.
Also noch mal alles systematisch durchchecken. Zur Sicherheit noch mal eben die Kerzen raus und noch mal die Kompression messen.
Bei der Zündkerze des 1.Zylinders sieht man schon, daß hier was im Busch ist. Besonders deutlich wird es, wenn man sich nur die eigentlich helle Isolation betrachtet. Am 1.Zylinder ist sie deutlich dunkler.
Kompessionstester raus und mal sehen ob sich da Unterschiede zur Messung von vor zwei Jahren zeigen.
Tendenziell würde ich sagen, da hat sich nichts verändert.
Der 1. Zylinder liegt bei 9 bar, alle anderen um die 10 bar. Der Abstand ist soger eher etwas geringer geworden.
Den 1.Zyilnder habe ich dann noch einmal gemessen, nachdem ich ein paar Spritzer Öl durch die Kerzenbohrung gespritzt hatte.
Auch hier, ist wie vor 2 Jahren, ein Anstieg des Wertes zu verzeichnen.
Damit ist eigentlich klar, daß es die Kompression im Bereich der Kolben verloren geht. Ventile und Kopfdichtung scheiden damit eigentlich aus.
Also keine neuen Erkenntnisse. Mit will aber immer noch nicht in den Kopf, daß ein Motor mit diesem Kompressionsbild so schlecht läuft.
Nächsten Punkt den ich ausschließen wollte war der Vergaser. Eigentlich unlogisch für diese Symptome, aber ist ja schnell geprüft.
Ich habe eben nur den Spitschlauch abgenommen und den Vergaser samt Wasserschläuchen und Gaszug zur Seite gelegt. Testweise kam der Vergaser von meinen marinogelben Passat, der jetzt ja den 2B2-Vergaser trägt, zum Einsatz.
Wie sehen, sehen sie nichts! Kein Unterschied.
Also kann der Vergaser auch als Ursache ausgeschlossen werden. Wieder zurück mit dem alten Teil.
Nebenbei ist mir dann noch aufgefallen, daß der Anschluß zum Taktventil der Kat-Regelung leicht undicht ist.
Dieser kleine durchsichtige Schlauch hat es hinter sich. Total hart. Die Unterdruckleitung konnte ich so rausziehen. Ein neues Verbindungstück brachte aber keinen spürbaren Erfolg.
Also noch mal ran an die Zündung. Als ich die Zündpistole angeschlossen hatte, war ich doch etwas erstaunt über die angezeigte Drehzahl.
Nur etwas über 750 Umdrehungen. Mein Drehzahlmesser zeigt fast 1000 1/min an. Das ist natürlich viel zu wenig. Ungefähr 150 Umdrehungen fehlen da.
Aber auch ein kleiner Dreh an der Leerlaufschraube ließ das Ruckeln nicht gänzlich verschwinden.
Der Zündzeitpunkt selber war fast genau auf OT. So wie es sein soll. Gemessen bei aufgesteckten Unterdruckschläuchen. Etwas merkwürdig fand ich den großen Korrekturwinkel der Spätverstellung.
Bei abgezogenem Schlauch schoß der Zündzeitpunkt gleich um 21° nach vorne. Die maximale Verstellung soll eigentlich nur bei 13° bis 15° liegen.
Obwohl das eigentlich nicht relevant sein kann, habe ich die Spätverstellung mal komplett außer Betrieb gesetzt.
Die Leitung abgezogen und den Anschluß blindgesetzt. Danach den Zündzeitpunkt wieder auf OT eingestellt. Am Leerlaufverhalten hat sich dadurch nichts verändert. Kann ja auch nicht. Ob nur Zündzeitpunkt mit Unterdruckverstellung auf OT oder ohne Verstellung auf OT. 0° ist 0°.
So wirklich schlauer bin ich also immer noch nicht. Das Ruckeln ist nach Anheben der Leerlaufdrehzahl zwar etwas besser geworden, aber schön ist anders. Vielleicht doch noch mal das Ventilspiel checken? Ich weiß es nicht.
Ich streube mich zur Zeit noch dagegen den Motor rauszureißen. Oder wirkt sich das 1 bar Unterschied so extrem auf die Laufkultur aus?
Eins will mir auch noch nicht aus dem Kopf. Was ist wenn die Auspuffanlage dicht ist?
Hinter dem Hosenrohr sitzt ja ein Kat, oder besser gesagt, ein Katgehäuse. Das Innenleben ist nämlich nicht mehr vorhanden. Und das gleich von zwei Katalysatoren. Einmal hatte ich den schon erneuert und jetzt ist er auch schon wieder leer. Die vertrugen wohl den unverbrannten Sprit aus der Warmlaufphase nicht. Startautomatik am 35PDSIT ist ja so eine Wissenschaft für sich.
Unter dem Fahrzeugboden sitzt ja sonst nur noch der Mittelschalldämpfer. Ich weiß allerdings nicht wie der innerlich aufgebaut ist. Ist es ein Absorptionsschalldämpfer, also ein durchgehendes Rohr mit Resonanzbohrungen? Dann dürfte es kein Problem sein. Was aber wenn es ein Reflexionsschalldämpfer ist, das Rohr also im Topf endet , die Abgase durch irgendwelche Kammern und Metallwolle müßen, bevor sie durch ein Ausgangsrohr wieder herauskönnen? Dann könnte ich mir vorstellen, daß die Reste von zwei Katalysatoren hier Probleme bereiten.
Fragen über Fragen. Vielleicht hat ja einer von Euch noch irgendwelche Ideen. Ich würde mich freuen. Vielleicht hat der Motor ja noch ein Chance.
Ansonsten fahre ich erst mal weiter. Noch bedeutet das Ruckeln ja keinen Stillstand.