Am Wochenende war mal wieder meine Kompetenz in Sachen Passat 32 gefragt.
Ich wurde gebeten mein Urteil zu einem ´79er Zwischenmodell abzugeben. Weitere Infos hatte ich erstmal nicht, nur daß er sich noch in Erstbesitz befindet.
Eine Bekannte des Besitzers hatte mich im Netz ausfindig gemacht und den Kontakt zum Besitzer, einem pensioniertem Doktor der Biologie, hergestellt.
Er selber hat leider nur sehr wenig Ahnung von Autos und war etwas hin- und hergerissen. Verschrotten, verkaufen oder behalten, war die Fragestellung. Dazu sollte ich doch mal mein Urteil abgeben.
Obwohl dem Wagen vor 2 Jahren bei der Oldtimer-Abnahme noch ein überdurchschnittlich guter Zustand bescheinigt wurde, gab es im Umfeld des Besitzers Aussagen, daß der Passat die nächste HU nicht mehr bestehen würde. Alles was man hier jetzt noch reinsteckt, wäre vergebens. Verständlich, daß man als Laie dann ertsmal etwas besorgt ist.
Der Besitzer hatte den Passat schon aus der Garage geholt und so sah ich den Wagen eher als ihn selbst.
Passat LS, EZ Nov. 1979, 75 PS, Automatik und etwas über 100.000 km gelaufen.
Die ersten Eindrücke habe ich im vorbeigehen schon mitgenommen. Diverse kleinere Roststellen, aber auf den ersten Blick nichts gavierendes.
Nach einer Tasse Kaffee und einem ersten Gespräch begaben wir uns dann zum Objekt.
Erst mal alle Hauben und Türen auf und der erste Eindruck bestätigte sich. Ich zeigte dem Besitzer die typischen Schwachstellen, konnte ihm aber in den meisten Fällen nur sagen, wie es hier in der Regel aussieht. Wirklich typische Rostellen waren nur sehr wenige zu finden. Unser erster Blick ging unter die Rücksitzbank. Nichts, nicht mal ansatzweise.
Auch die Begutachtung im Kofferaum brachte nichts an Tageslicht. Nur ein merkwürdiger Farbcodeaufkleber in der Reserveradwanne. Auf dem war Canyon-Metallic vermerkt. Da hat wohl vor 32 Jahren ein Mitarbeiter im Werk in die falsche Kiste gegriffen. Auch ein späterer Blick in den Brief bestätigte das äußere Erscheinungsbild: Malagarot.
Einzig im Motorraum konnte ich ein paar typische Schwachstellen lokalisieren.
An der rechten Kotflügelauflagekante wurde schon mal etwas instandgesetzt, auch auf der linken Seite besteht etwas Handlungsbedarf. Hier allerdings weiter vorne, am Übergang zur Frontmaske. An den seitlichen Wasserakstenblechen fanden sich erst leichte Spuren, aber auch hier nichts gravierendes.
Dreiecksbleche und A-Säulen machen ein sehr soliden Eindruck, Schweller sind dem Alter entsprechend, Endspitzen und Radläufe wären mit wenig Aufwand zu retten.
Daher mein klares Fazit für den Besitzer: Auf jeden Fall behalten.
Zumal er auf den Passat nicht ständig angewiesen ist und er ihn im Winter eh in der Garage lassen will. Optisch sind zwar ein paar Kratzer und einige kleine Roststellen, die allerdings überwiegend durch Beschädigungen am Lack entstanden sind, zu verzeichen. Aber gerade diese unbedeutenden Schönheitsfehler würden bei einem Verkauf, den Preis erheblich nach unten drücken. Lohnt sich also nicht.
Die paar Scheine die bei einem Verkauf hereingespült würden, sind keine Gegenleistung für ein Fahrzeug, daß seit 1979 in Familienbesitz ist und nie Probleme gemacht hat. Dann lieber noch einmal etwas Geld in die Hand nehmen, kleine Arbeiten ausühren lassen und vor allen Dingen ordentlich konservieren. Dann steht einer gemeinsamen Zukunft nichts im Wege.
Die abschließende Einladung zu einem zünftigen Mittagessen konnte ich natürlich nicht ausschlagen. Erst hatte ich angeboten mit meinem Volvo zu fahren, kurzfristig haben wir uns dann aber umentschieden. Der Passat wurde genommen und der Besitzer zeigt sich auf der Fahrt sichtlich erleichtert über mein Urteil. Ich war ihm bei einer wirklich schwierigen Entscheidung sehr behilflich.