Am letzten Sonntag habe ich mal wieder Oldtimer-Rallye-Luft schnuppern dürfen und mich dabei von Klaus in seinem VW Santana durchs Weserbergland chauffieren lassen. Bereits am Samstag Abend habe ich mich auf den Weg zu Klaus in den Solling gemacht, damit wir von dort zeitig aufbrechen können und pünktlich um 8 Uhr am Grohnder Fährhaus sind.

Ich hab mich mit meinem GT einfach mal mit zwischen die Teilnehmer gemogelt, ihn dann aber tagsüber hier verweilen lassen. War für die Rückfahrt wesentlich praktischer, als wenn ich vom Solling aus hätte starten müssen.
Die Anmeldung fand diesmal direkt im Grohnder Fährhaus statt. Der Holzpavillion am Parkplatz, wo in den Vorjahren immer die Anmeldeformalitäten erledigt wurden, war wie vom Erdboden verschluckt.

Sie erste Hürde war damit genommen. Jetzt gab es erstmal ein ausgiebiges Frühstück und im Anschluss erklärte uns der Fahrtleiter noch den allgemeinen Ablauf und eine aktuelle Änderungen für Bordbuch. In einem Ort gab es ein Dorffest mit Umzug, so dass wir hier nicht wie geplant durchfahren konnten.

Sowas passiert leider immer wieder, da das Amt, dass die Fahrt genehmigt, nicht mit dem Amt, dass das Dorffest genehmigt, kommuniziert hat. Behördenirrsinn in Kleinformat.
Aber das sollte ja jetzt keinen aus der Bahn werfen, zumal es rechtzeitig erkannt wurde und wir alle eine entsprechende Änderung fürs Bordbuch erhielten.
Dann kann´s ja losgehen.

Umringt von vielen bekannten Fahrzeugen hat Klaus uns mal Richtung Start bugsiert.
Der wartete dann auch gleich mal mit einer ganz neue Geschichte auf uns.

Der Start erfolgte wie immer zur vollen Minute. Das kennt man ja. Direkt nach dem Start, im Bordbuch stand etwas von fünf Metern, begann dann die erste Sollzeitprüfung. Wir mussten also an der Lichtschranke manuell eine Stoppuhr starten. Die Prüfung hat eine Länge von 30 Kilometer und sollte mit einem 30er Schnitt gefahren werden. Also müssen wir nach genau einer Stunde irgendwo durch die Ziellichtschranke.
Bis dahin mussten wir uns aber zunächst einmal durchs Bordbuch arbeiten. Auch neu war die Aufgabenstellung. Gab es sonst immer einzelne Aufgabenteile, war es diesmal sozusagen eine einzige riesige Aufgabe. Bis zum Mittag hatten wir so siebenundzwanzig durchnummerierte rote Punkte, auf dem jeweils kürzesten Weg von Punkt zu Punkt, abzufahren.
Dabei stießen wir leider gleich auf der ersten Seite auf eine eigentlich unlösbare Herausforderung.

Wer will jetzt sagen welches der kürzeste Weg zwischen Punkt 3 und Punkt 4 ist? An der Kreuzung im Ort links, dann die zweite rechts, die „30“ mitnehmen und dann zu Punkt 4 oder an der Kreuzung geradeaus, die zweite links, in den diagonalen Weg, dann am Sportplatz vorbei und rechts zu Punkt „4“ ohne dabei die „30“ mitzunehmen.
Ihr dürft gerne Euer Lineal oder einen Messschieber rausholen und versuchen das aus der Karte heraus zu messen. Es wird Euch nicht gelingen. Ihr dürft das auch gerne mit dem Auto abfahren und dabei einen geeichten Wegstreckenzähler benutzen. Auch das wird Euch keine Lösung bringen.

Eine Messung bei GoogleMaps, die wirklich sehr genau funktioniert, bringt dann das Ergebnis: 465,43m zu 467,94m
Die erste Variante wäre also kürzer und wäre demnach so abzufahren und die „30“ wäre nicht auf der Bordkarte gelandet.
Nachdem wir beide Wege vor Ort abgefahren sind, dabei keine weitere OK entdeckt hatten, haben wir uns trotzdem für die zweite Variante entschieden und haben die „30“ aufgeschrieben. Warum?
Weil wir den Veranstalter kennen und er in den Vorjahren noch nie eine negative Kontrolle aufgestellt hat.
Richtig ist das natürlich eigentlich nicht. Aber im Endeffekt war es so gewollt und es ersparte uns auch im Laufe des Tages ungeahnte Probleme, da wir an diesem Tag hier noch zweimal durch den Ort kommen sollten. Hätten wir den ersten Weg gewählt, wäre die spätere Lösung der Aufgaben wegen der Einbahnstraßenregelung nicht mehr möglich gewesen.
Ähnliches, mit ebenfalls zwei fast identisch langen Ortsdurchfahrten, fanden wir dann zwischen den Punkten 4 und 5 in Wegensen, keine drei Kilometer weiter, wieder vor. Diesmal wäre es egal gewesen welche Route man gewählt hätte, da es hier keine OK im Ort gab. Aber weiß man das vorher? Im Endeffekt fährt die ganze Horde zweimal durchs Dorf und zieht sich damit den Zorn der Anwohner auf sich. Muss nicht sein.
Neben den ganzen OK´s gab es auch wieder eine ganze Reihe besetzter Stempelkontrollen.

Hier in Esperde hatten wir dann auch schon über die Hälfte unserer immer noch laufenden Sollzeitprüfung hinter uns. Die Zeit war aber großzügig bemessen, so dass wir trotz mehrfacher Doppelfahrten immer noch mehr als pünktlich am Ende der Prüfung ankamen.

Jetzt hatten wir aber ein ganz anderes Problem. Irgendwo auf den kurvigen Straßen ist die Stoppuhr aus der Ablage gepoltert und dabei natürlich genau auf den Stopp-Knopf gefallen. Damit waren wir jetzt zeitlos. Jetzt blieb uns nicht anderes, als zu schätzen, wie lange wir vorhin für die fünf Meter vom Start bis zur Lichtschranke gebraucht haben. Wir haben uns auf gut zwei Sekunden festgelegt und sind dann dementsprechend durch die Lichtschranke am Warndreieck.

Kurz vor der Mittagspause kamen wir dann wieder durch Heyen. Der Ort mit der anfangs geschilderten Problematik, der nahezu gleich langen Fahrtwege.

Das war wohl einer der Teilnehmer, der am Anfang die andere Route gewählt hatte und jetzt zwangsläufig andersherum durch den Ort fahren musste. Nur so war die jetzige Aufgabensituation nicht lösbar.
Zur Mittagspause haben wir dann einen Supermarkt-Parkplatz in Bodenwerder genutzt.

Hier beim Bäcker konnten wir dann unsere Gutscheine für Brötchen und Getränke einlösen und uns unter den Sonnenschirmen etwas der Sonne entziehen.

Die meinte es nämlich den ganzen Tag sehr gut mit uns. Sehr, sehr gut.
Nur noch wenige Minuten und auch wir können die zweite Etappe in Angriff nehmen.

Noch mal zwei Stunden durch Berg und Tal. Die wirklich herrlichen Strecken hier im Weserbergland sind ein ganz klares Plus für die Münchhausen Classic.
In Golmbach stockte der Verkehr dann zunächst etwas. Alle wollten hier links rein, stockten dann aber.

Wir mussten hier aber definitiv lang, da gab es keine zwei Meinungen. Zumal geradeaus ein Sackgasse war, blieb auch gar keine Möglichkeit. Aber warum fuhren die vor uns alle nicht weiter und setzten zurück.
Das wurde uns erst klar als auch wir vor dem Problem standen.

Rechts im Baum kann man es erkennen: Durchfahrt verboten, nur landwirtschaftlicher Verkehr frei. Klaus wollte auch schon umdrehen, aber ich war mir sicher, dass wir hier durch müssen und bat Klaus doch mal etwas näher an das Schild heran zu fahren.

3,5 Tonnen haben wir lange nicht. Also freie Fahrt. Sag ich doch.
Über Eschershausen ging es dann nach Halle. Hier wurde gleich zweimal unsere Geschwindigkeit gemessen. Der Blitzeranhänger konnte uns nichts anhaben, wir konnten uns also voll auf die zweite Sollzeitprüfung konzentrieren.

Ging die erste noch über 30 Kilometer und 1 Stunde, waren es hier nur wenige Meter die in genau 10 Sekunden zu absolvieren waren. Das war gut machbar.
Viel früher als vorgesehen waren wir dann am Ziel, beziehungsweise kurz davor.

Denn wir durften erst fünfzehn Minuten vor unserer Sollzeit an der Zeitkontrolle am Ziel vorfahren. Wieso, weshalb, warum entzog sich bei allen Teilnehmern der Kenntnis. So haben wir in der Allee zum Parkplatz erstmal den ganzen Verkehr der ankommenden und abfahrenden Wohnwagen und Wohnmobile lahmgelegt. Da ging minutenlang gar nichts mehr. Dabei wären die Betreiber vom Grohnder Fährhaus doch bestimmt froh über jeden durstigen Gast. Je eher, desto besser.
Hätte ich da schon gewusst, was uns erst später beim Aushang der Musterbordkarten aufgefallen ist, hätte ich noch mal eben einen kleinen Fußmarsch, die einhundert Meter zurück zur Bushaltestelle gemacht. Zeit war ja reichlich vorhanden.

Dort soll nämlich noch eine OK gehangen haben, die wir beide doch tatsächlich nicht gesehen haben.
Damit war dann auch schnell klar, dass es diesmal mit den vorderen Plätzen nichts wird. Mit einem Bordkartenfehler bist Du raus. Das ist halt einfach so.
So erreichten wir am Ende nur den 8.Platz in unserer Klasse. Ohne diesen Fehler direkt vor Toresschluss, wären wir Zweiter geworden.
Nun ist es wie es ist und ich denke wir versuchen es nächstes Jahr wieder.
Als ich Abends dann nach Hause gefahren bin, wollte ich mir noch mal angucken, wo diese blöde „68“ denn nun hing.

Die war aber nicht mehr da oder ich war wieder zu blind.