Für gestern hatte ich nur ein Ziel: Die Bremssättel der vorderen Bremse tauschen.
Ich mußte da dabei praktisch bei Null anfangen. Bisher hatte ich die neuen Bremssättel lediglich lackiert. Die waren also noch im Rohzustand.
Die alten Kolben waren noch sehr gut erhalten. Die habe ich nur einmal leicht übergeschliffen. Die Dichtfläche war makellos. Was natürlich erneuert werden mußte waren die Schutzmanschette, der Dichtring und die beiden Führungen.
Die Kolbendichtung mußte zuerst rein.
Die Nut peinlich gesäubert und den Ring satt mit Bremsenpaste eingeschmiert.
Für den Einbau der Schutzmanschette habe ich mir im Vorwege eine passende Montagehülse angefertigt.
Dazu einfach 2 cm von einem passsenden Rohr abgeschnitten und die Kanten etwas entschärft.
Reingedrückt habe ich die Manschette dann mit dem Kolbenrücksteller.
Damit mußte ich schon ganz schön Druck ausüben bis der Ring der Manschette wirklich sicher hielt. Bei den ersten, noch zaghaften Versuchen, drückte sich der Ring immer wieder langsam raus.
Ein paar Versuche brauchte ich auch bis ich die Manschette vernüftig über den Kolben gedrückt bekam. Das ganze mit geschah mittels Druckluft.
War ein kleines Geduldspiel bis ich den Kolben richtig mittig plaziert hatte und die Manschette wirklich rundherum raufsprang. Irgendwann machte es „plopp“ und sie saß.
Um sicher zugehen, daß der Kolben wirklich einwandfrei sitzt, habe ich beim Eindrücken des Kolbens nur meine Fingerkraft benutzt.
Nur so konnte ich sicher sein, daß er wirklich gleichmäßig und leicht hinein geht. Hier den Rücksteller oder irgendeine große Zange benutzt, hätte unter Umtsänden das Aus bedeutet. Einen eventuellen Widerstand hätte man damit nicht bemerkt.
Kurz vor Schluß sprang dann die Manschette in die äußere Nut. Um sicher zugehen, daß auch die wirklich rundherum sicher sitzt, habe ich den Kolben mit Druckluft noch mal wieder vorsichtig rausgedrückt.
Damit der nicht wieder ganz rausflutschte, gag es einen Anschlag in Form eines Zollstocks.
Für die beiden Sattelführung hatte ich mir natürlich auch Rep-Sätze besorgt.
Die alte Ausführung mit der langen Führungsschraube habe ich nicht bekommen. Aber bei VW hat sich das auch in die normale Inbusschraube und die Hülse ersetzt. Sollte also kein Problem darstellen.
Die Sätze paßten dann auch ohne Probleme. Zum Abschluß gab es noch eine neue Entlüfterschraube.
Der zweite Sattel folgte dann gleich im Anschluß. Wie so oft, ging der dann gleich doppelt so schnell. Die Arbeitsabläufe waren klar und auch das Aufpusten der Manschette klappte hier gleich beim ersten Mal.
Weiter gings jetzt am Fahrzeug.
Hier kamen zuerst die frisch lackierten Bremsstaubbleche ans Federbein.
Soviel Glanz an den Achsteilen habe ich eigentlich gar nicht gewollt. Lies sich ja aber leider nicht umgehen. Dann sieht der Prüfer aber wenigstens gleich auf Anhieb, daß hier alles frisch ist. kann sicherlich nicht Schaden.
Es folgte der Bremssattelhalter und dann habe ich im fliegenden Wechsel die Bremssättel durchgetauscht.
Alten Sattel vom Bremsschlauch runtergeschraubt, Daumen auf den Schlauch, mit der andreren Hand den bereitgelgten Sattel gegriffen und den dann auf den Schlauch gedreht. Ist so gut wie keine Bremsflüssigkeit ausgelaufen.
Was jetzt noch fehlte ist Standardarbeit. Bremsscheibe und Beläge montieren.
Kein Thema. Sowas macht man ja regelmäßig.
Denkste! Es gab doch ein Problem. Ein Problem welches mir zuerst gar nicht bewußt wurde. Bei der Sattelmontage habe ich x-mal versucht die beiden Führungschrauben anzusetzen. Ich habe schon an mir gezweifelt. Warum fassen die Schrauben nicht? Das kann ja wohl nicht so schwer sein. Eine Arbeit die man normalerweise aus dem Handgelenk erledigt und daher auch gar nicht richtig hinguckt. Alles nur nach Gefühl.
Es wollte aber nicht funktionieren. Also doch mal eine Lampe geholt und mal ein Blick auf Schrauben und Sattelhalter geworfen. Jetzt war mir klar was hier falsch läuft!
Die Schrauben aus dem Rep-Sätzen hatte ein viel kleineres Gewinde.
Da kann ich lange drehen. Da wird nichts fest. So nicht!
Ich hatte jetzt aber keine Zeit und keine Lust lange zu forschen. Die alten Führungschrauben mußte wieder dran glauben. Leider habe ich die beim lackieren der Sättel auch ab und an mal mit angemalt. Die Farbe konnte ich aber mit der Zopfbürste wieder runterkriegen.
Ordentlich eingeschmiert wanderetn sie jetzt wieder zurück in die Führungen. Jetzt flutsche es auch wieder ohne großartig hinzugucken.
Letzter Schritt war dann noch die Entzwirbelung des Bremsschlauchs.
Der war jetzt etwas verdreht. Wäre auch ein riesen Zufall gewesen, wenn das Gewinde im neuen Bremssattel genau an der gleichen Stelle begonnen hätte.
Auf der rechten Seite dann das gleiche Spiel.
Auch das ging jetzt mindestens doppelt so schnell wie links.
Anhand der gespeicherten Uhrzeit bei den Fotos kann man das später immer sehr schön nachvollziehen.
Diese Seite hat keine 30 Minuten gedauert. Von Rad abschrauben bis zu diesem Foto. Auf der anderen Seite war es über eine Stunde und da war das Rad schon runter und der Bremssattel hing nur noch am Schlauch. Alles eine Sache der Routine.
Damit war das Tagesziel fast erreicht. Noch eben die Bremssäätel volllaufen lassen. Dazu habe ich einfach den Entlüfterschrauben aufgedreht bis Bremsflüssigkeit kam, Schraube wieder zugedreht und die Kolben per Pedal an die Beläge gedrückt.
Jetzt noch eben vernüftig entlüftet.
Hab ich ein paar mal im Wechsel gemacht. Sollte wohl gut sein, Luft kam zumindest keine mehr. Fertig!
Auch wenn ich eigentlich wußte, daß es funktioniert, wollte ich natürlich abschließend noch mal auf Nummer sicher gehen. Felge rauf und mal mit dem Meßschieber versucht den Zwischenraum auszumessen.
Gut 10 mm Luft ist jetzt zwischen Felgeninneseite und dem Bremssattel. Da hätte ich gar nicht zu den dünnen Belägen der innenbelüfteten Bremse greifen müßen.
Die dünnen Beläge sind 15mm, die der normalen Bremse sind 19,7mm. Bei den dicken Belägen wäre ich also nur 4,7 mm weiter nach außen gekommen. Das hätte noch locker gepaßt.
Wofür ich allerdings immer noch keine Erklärung habe, ist der Durchmesser des neuen Bremsstaubblechs.
Warum sind die im Durchmesser gut 4 cm kleiner als die alten Teile? Kann das was mit der besseren Wärmeabfuhr zu tun haben?
„Soviel Glanz an den Achsteilen habe ich eigentlich gar nicht gewollt.“
Muss man das verstehen? Oben hui, unten pfui? Was spricht gegen überholte und lackierte Achsteile? Ich hoffe, dass mein Prüfer sich darüber freuen wird.
Adios
Michael
PS: Paket ist da, Dankeschön!