Ich hatte es ja schon groß und breit angekündigt. Am Samstag waren wir am Start der diesjährigen BAMOR Motor Classic in Berlin.
Die begann für uns mir einer sehr kurzen Anreise innerhalb Berlins.
Wir hatten das große Glück und konnten bei Bernd vom Classic Rallye Team in Lichtenrade übernachten.
Im Schlepptau von Nils und Bernd im Peugot 504 war es dann nur eine kurze Etappe von Lichtenrade nach Altglienicke.
Hier, am Autohaus Zellmann, war der Start.
Hier gab es dann auch Frühstück. Etwas Stärkung zur frühen Stunde kann nie schaden.
Die Parkordnung war relativ einfach geregelt.
Wer kam, stellte sich einfach hinten an. Auf eine Startreihenfolge wurde verzichtet.
Hier trafen wir dann auch wieder auf Marco und Georgia mit ihrem roten DeLorean. Sie durften wir schon am Freitag, beim Grillabend auf Bernds Terrasse, kennenlernen.
Aus Norddeutschland waren noch Hans-Peter und Maren mit der dahinterstehenden Pagode, sowie Hans-Jörn und Hans-Jürgen mit dem roten NSU vom vorherigen Bild am Start. So fühlte man sich gleich nicht ganz so einsam.
Nach der kurzen Fahrerbesprechung machten wir uns dann so langsam mit den Fahrtunterlagen vertraut. Da gab es allerdings nicht viel. Eigentlich war es nur diese Übersichtskarte.
Ein Bordbuch gab es nicht.
Diese Karte diente allerdings nur als Hilfe, falls man sich mal verfranst hatte und der Streckenführung nicht mehr folgen konnte.
Gefahren wurde ausschließlich nach VFV-Zeichen.
Das ging schon am Start mit dem kleinen roten Quadrat, also links abbiegen, los. Es gibt dann noch das Dreieck für geradeaus und den Kreis fürs rechts abbiegen.
Etwas ungewohnt für uns, da wir diese bei uns nur von Motorradveranstaltungen kennen. Bei denen ist das Hantieren mit einem Bordbuch während der Fahrt natürlich schwierig.
Allerdings birgt diese Ausschilderung auch Gefahren und stellte uns schon beim dritten oder vierten Schild vor eine schier unlösbare Aufgabe.
Das Quadrat am Verkehsschild sagt „links“. Das Verkehrsschild sagte aber etwas anderes und links war auch gar keine Straße.
Wie sind dann mal dem blauen Pfeil gefolgt. und haben gehofft dann recht bald wieder auf ein neues VFV-Zeichen zu stoßen. Wann das kommt, weiß man natürlich nicht und erst dann kann man sich sicher sein, dass man noch auf der richtigen Strecke ist. Hier kam es zum Glück nach gut zweihundert Metern.
Nach gut einer halben Stunde standen dann schon die ersten Wertungsprüfungen an. Die sahen jetzt allerdings leicht anders aus, als wir es aus Norddeutschland gewohnt sind.
Für uns also völlig ungewohntes Terrain.
Prüfung 1: Das Spurbrett
Hier war das Brett auf voller Länge mit beiden rechten Rädern zu befahren. Das klappte auch sehr gut.
Ebenso die Prüfung 2: Das Bremsfeld
Hier mussten wir mit dem rechten Hinterrad genau in dem markierten Feld zum Stehen kommen. Auch das klappte fehlerfrei.
Gleich drauf, Nils und Bernd im Peugeot sind schon dabei, war dann so an den Kantstein heranzufahren, dass zwischen ihm und der Felge möglichst genau 55 cm lagen. Bei uns waren es nur 47 cm. Für je 10 cm Abweichung, gab es dafür einen Strafpunkt. Ich glaube nur ein Motorradfahrer hat es geschafft hier wirklich auf Null zu fahren.
Nach dieser Prüfungsgruppe ging es dann raus nach Brandenburg. Unterwegs hatten wir jetzt nur auf die VFV-Zeichen zu achten. OK´s oder Stempelkontrollen gab es nicht. Auch keine Zeitvorgaben für die einzelnen Etappen.
Über Königswusterhausen und Zossen erreichten wir dann die erste GLP in Wünsdorf.
Hier waren 5800m mit einem Schnitt von 30km/h zu befahren. Wo die Lichtschranke steht, wurde nicht angegeben. Die Strecke verlief über ein altes Militärgelände und war sehr gut zu fahren. Kein störender Verkehr, der einen irgendwie behindern könnte.
Allerdings kam uns dann plötzlich doch ein Teilnehmer an einer Weggabelung von rechts entgegen.
Der hatte wohl dieses VFV-Zeichen übersehen.
Somit war er dem Straßenverlauf nach rechts gefolgt. An der Gabelung in Sichtweite ging aber links weiter. Damit waren sie wohl aber bei weitem nicht die Einzigen, die sich kurz danach plötzlich auf einem Supermarktparkplatz befanden.
Nach dieser Prüfung gings noch ein Stück weiter Richtung Süden. Im Gewerbegebiet von Baruth dann gleich die zweite GLP.
Dieses mal waren es 1800 Meter mit einem 30er Schnitt.
Auch hier war wieder ganz genau auf die VFV-Zeichen zu achten.
Dieses Quadrat am Laternenmast war wohl von vielen falsch interpretiert worden. Die sind dann im Rechtsbogen wohl wieder links abgebogen und somit quasi geradeaus weitergefahren. Die Lichtschranke war hier ja auch schon in Sichtweite.
Allerdings war diese von der anderen Seite her anzufahren. Also erst über die rechts verlaufenden Bahngleise, dahinter dann links parallel zu den Gleisen und hinten am Horizont dann in einem 180° Bogen wieder zurück.
So hätte das laufen sollen. Nicht so wie der BMW.
Kurz hinter der dieser GLP standen dann gleich zwei weitere Prüfungen an.
Das waren jetzt die Dinger, von denen ich vorher schon wusste, dass das nicht mein Ding ist.
Als erstes war mittig zwischen zwei Stangen anzuhalten.
Gemessen wurde dann links und rechts zur Felge und die Differenz wurde dann bewertet. Bei mir waren es 55 cm und 41 cm. Suboptimal. 14 Zentimeter, somit also 2 Fehlerpunkte.
Aber es kam gleich darauf noch schlimmer.
110 Zentimeter hätten es werden sollen, als ich dann stand waren es 148 cm. Völlig daneben und so gab es hier dann gleich vier Strafpunkte.
Dazu noch eine Anmerkung von mir. Nicht alle hatten als Vorgabe die 110 cm. Andere Teilnehmer hatten hier nur 35 cm. Wenn die jetzt ganz bis ans Gatter herangefahren wären, hätten die auch vier Strafpunkte erhalten. Mehr wäre bei 35 cm dann aber auch gar nicht möglich gewesen. Ist doch eigentlich klar, dass die mögliche Fehlergröße bei 35 cm wesentlich geringer ist als bei 110 cm. Nur mal so als kleiner Denkanstoß zur Sachen Chancengleichheit.
Von dem Gewerbegebiet war es jetzt nur noch ein kurzer Weg bis Mittagspause in Dornswalde.
Neben wirklich leckerem Essen, gab es hier auch schon heiße Diskussionen über die Ausschilderung der beiden GLP´s. Zum Glück hatten wir das alles richtig gedeutet. Aber auch sonst, hätte mich das diesmal relativ kalt gelassen. Unsere Reise nach Berlin stand ganz klar unter dem Gesichtspunkt, einfach mal was anderes anzugucken. Wenn es noch ein paar Punkte für die Wertungen abwirft, ist das gerne genommen, wenn nicht, ist es nicht weiter schlimm.
Nach gut einer Stunde haben wir uns aus dem Biergarten wieder loseisen können. Auf zur zweiten Etappe.
Prüfungen gab es hier jetzt nicht mehr. Es waren lediglich noch zwei Durchgangskontrollen anzufahren und hier galt es noch jeweils einen Stempel abzuholen.
Dass es diese zwei DK´s gibt, war jeden Teilnehmer mit einem Blick auf die Bordkarte sofort ersichtlich. Wer diese beiden Stempel jetzt nicht auf der Bordkarte hatte, musste die beiden Kontrollen also schon bewusst nicht angefahren haben.
Nach etwas über eine Stunde haben wir das Ziel erreicht und wurden professionell abgewunken.
Das Ziellokal befand sich in Blankenfelde am südlichen Berliner Stadtrand.
Hier gab es im Saal noch Kaffee und Kuchen.
Draußen wäre ja auch ein schöner Biergarten gewesen, aber hier war es nicht erwünscht, dass sich hier Teilnehmer der BAMOR niederlassen und Umsatz generieren.
Vehement wurden wir, des Biergartens verwiesen, obwohl noch genügend Plätze frei waren. Das verstehe wer wolle.
Nach und nach kristallisierte sich im Laufe der Zeit jetzt heraus, dass wohl beide Gleichmässigkeitsprüfungen komplett aus der Wertung genommen werden.Dabei wäre das doch das Einzige, was überhaupt zu einer vernünftigen Wertung geführt hätte.
So blieb nur eine Wertung aus den Zentimeterabweichungen. Was daraus resultierte kann man sich vorstellen. In unserer Klasse gab es fünf Teams mit drei Fehlerpunkten, gefolgt von vier Teams mit vier Punkten, drei Teams mit fünf und acht Teams mit sechs Punkten. Wir gehörten dann zu einer Vierergruppe mit sieben Fehlerpunkten.
Zufrieden war damit natürlich niemand. Am meisten traf es aber die Veranstalter selber. Die waren sichtlich enttäuscht über dieses Ende. Die ganze Arbeit, die sie in die BAMOR gesteckt haben, war quasi umsonst. Schon sehr schade.
Wir haben dann ziemlich bald unsere Zelte abgebrochen und haben die Heimreise angetreten.
Diese wurde dann noch von einem wunderschönen Sonnenuntergang und einer fast leeren A24 begleitet.
Was bleibt sonst noch von unserem Ausritt in die Hauptstadt?
Ein netter Grillabend bei Bernd, eine Oldtimer-Rallye, die unseren Horizont einmal etwas erweiterte, trotz einiger Ungereimtheiten eine Menge Spaß und ein paar der üblichen Touristenfotos.
Bereut haben wir den Trip auf jeden Fall nicht. War halt mal was anderes.
Interessanter Bericht im Sinne von „andere Länder, andere Sitten“. Rallye ohne Roadbook, wo gibt es sonst so was? Spätestens bei der Nummer mit dem verbotenen Biergarten wäre ich aufgebrochen. Ich bewundere Menschen, die von Hamburg nach Berlin wegen einer „solchen“ Veranstaltung reisen und dann noch positiv-wohlwollend berichten. Könnte ich nicht 🙂
Nun, lieber Frank, auch wir sind von Berlin aufgebrochen, um 2016 die 1. Rallye „Trittau Klassik“ unter die Räder zu nehmen. Da waren auch ausschließlich VHV-Zeichen, keine Ori, aber einige Wertungsprüfungen. Auch das war parallel zu einer Motorrad-Ausfahrt.
Insofern kann ich dem „andere Länder, andere Sitten“ nicht ganz zustimmen.
Klar, Turniersportaufgaben sind eigentlich offtopic. Dass die unerwartet dermaßen in die Wertung einfließen, weil die wertigeren sportlichen WPs neutralisiert wurden, fanden wir als Einheimische auch nicht lustig.
Der gesperrte Biergarten war wirklich noch die krasseste Nummer des ganzen Tages.
lieber Olli,
erstmal Danke für das Feedback von der Übernachtung bei meinem Co. Das war ein cooler Abend, cooler jedenfalls, als die eigentliche „Rallye“.
Zur Veranstaltung hast Du ja noch einigermaßen positiv berichtet, Blindtext hätte ich auch verstanden!
Auch ich war ob des durch den Wertungsmodus „Baujahr“ nach Neutralisation aller sportlichen Wertungskriterien sicherlich versemmelten Gesamtsiegs wenig entspannt.
Ich denke, dass ihr trotz der „Einparkschwierigkeiten“ aufgrund der WP-Zeiten ganz weit vorne gelandet wäret.
Du hast es selber geschrieben. Es ist traurig, aufgrund Unvermögens ob der Eindeutigkeit solche WPs zu verlieren. Hier war nichtmal die Zeitnahme schuld, hier war es die Mehrheit der Ahnungslosen (sorry, mehrheitlich Handgasaffen), die die Strecke nicht fanden. Wieso sich die Rennleitung auf deren Einsprüche einließ, ist auch mir ein Rätsel. Wir Beide sind richtig gefahren. Wer die Schilder nicht sieht, ist dann eben hinten.
Die Wertung nach „Einparkfehlern“ (da diese nur in 10-cm-Schritten gemessen wurden, also bei Gleichstand nach Fahrzeugbaujahr), ist zutiefst seltsam.
Ich habe den ADAC-Berlin-Brandenburg-Oldtimer-Chef (fuhr mit…) gebeten, solchen Quatsch aus dem, zumindest Norddeutschen, Terminkalender zu streichen.