Ich hatte gestern einfach keinen Bock mehr auf die Paketboten zu warten. Ab in die Werkstatt und erstmal sehen was wirklich los ist.
Ab auf die Bühne, die Motorbrücke aufgelegt und vorgspannt.
Dann gings in die Höhe. Nun kam der Moment vor dem ich ehrlich gesagt am meisten Bammel hatte. Die Schrauben vom Aggregateträger mußten wohl erstmals seit 36 Jahren ihren angestammten Platz verlassen. Wer die Konstruktion beim Passat kennt, weiß da das oft nichts wird. Die Schrauben sitzen am tiefsten Punkt vom Längsträger. Da unten sammelt sich dann gerne die Feuchtigkeit. Die innenliegende Mutter liegt lose im Träger und wird nur durch einen kleinen Käfig am ihrem Platz gehalten. Nicht selten ist der Käfig schon zu Staub zerfallen oder bricht spätestens beim Versuch die Schraube rauszudrehen. Dann muß mit der Flex ein seitlicher Zugang im Längsträger geschaffen werden.
Vorsorglich habe ich den Längsträger durch die seitlichen Bohrungen am Montag Abend mal mit WD40 geflutet. Vielleicht hat es geholfen.
Die Schrauben ließen sich völlig problemlos rausdrehen. Perfekt. Jetzt kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.
Aggregateträger vorne gelöst und abgesenkt. Dann die Ölwanne ab und einen Blick riskiert.
Leider beherrsche ich die Kunst des Goldwaschens nicht. Hier würden Meister dieses Fachs sicher einiges an Edelmetall finden können. Auch wenn es wohl nur Bronzestaub sein wird.
Ein erster Blick in den Motor brachte keine Hinweise auf den Übeltäter. Ganz im Gegenteil, einen so sauberen Motor zerlegt man nicht alle Tage.
Nun gings an die Pleuellager. 1. Zylinder: nix, 2.Zylinder: nix, 3. Zylinder: nix, 4. Zylinder: Treffer
Hier blieb die Lagerschale an der Kurbelwelle haften. Bei den ersten drei Zylindern ist sie mit dem Lagerbock herausgekommen.
Zum Glück ist die wenigstens die Außenfläche noch intakt. Wenn die Schalen schon im Pleuel durchgedreht wären, wär´s das wohl gewesen.
Ziemlich eindeutig. Welches der vierte Zylinder ist, brauche ich wohl nicht extra hervorzuheben.
Wieso, weshalb, warum? Ich werde es wohl nie 100%ig herausfinden können.
Vielleicht überdreht, vielleicht ein Montagefehler, vielleicht waren noch irgendwo Späne im Ölsystem, vielleicht ein Materialfehler.
Das wird eine von den vielen ungeklärten Fragen in unserem Sonnensystem bleiben.
Jetzt ist was ganz anderes wichtig. Wie sieht die Kurbelwelle aus?
Astrein sieht sie nicht mehr aus. Ein wenig gelitten hat sie auf jeden Fall. Man erkennt deutlich den Bronzeabrieb auf dem Zapfen.
Hilft aber alles nichts. Deswegen jetzt schon die Kurbelwelle zu tauschen kommt nicht in Frage. Das muß so gehen. Was soll schon passieren? Mehr als liegenbleiben kann ich nicht.
Mit einem Streifen ganz feinem Schmirgelleinen und viel Öl habe ich mich ans Werk gemacht. Den letzten Schliff gab´s zum Abschluß dann mit der Rückseite des Streifens.
Ich denke das wird so funktionieren. Versuchen werde ich es auf jeden Fall. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. 😉
Das war´s dann für gestern. Baustopp. Ohne die neuen Lagerschalen kann ich nicht weiter machen.
Für den Rückweg von der Werkstatt habe ich mir dann den GLS geschnappt. Schön wenn man einfach so durchtauschen kann. Anders wäre dieses Hobby wohl auch deutlich unentspannter.
Zu Hause lag dann schon die erwartete Lieferung vor der Haustür. Zum Glück war der Paketbote so freundlich und hat mir nicht nur so einen blöden Benachrichtigungschein an die Tür geklebt.
Endlich mal einer der den Ernst der Lage erkannt hat.
Die Summe kann man glaube ich noch erkennen. 2,99 € pro Paar. Macht inkl. Versand 17,91 €.
Also wirklich nichts was einen jetzt fürchterlich aus der Bahn wirft. Allerdings fragt man sich natürlich, ob bei diesem Preis nicht aus die Qualität auf der Strecke bleibt. Aber Glyco ist ja nun wirklich kein unbekannter auf dem Sektor. Die Originalschalen waren auch von Glyco.
Mensch Olaf, ich bewundere immer wieder wie ruhig und sachlich Du bei sowas bleibst….Ich währe schon längst ausgeflippt!
Viel Glück bei der Reparatur weiterhin, es liest sich immer so einfach bei Dir 😉
Die eigentliche Arbeit ist ja nicht so wild. Viel interessanter wäre es, den Ausfallgrund zu kennen.
Hallo!
Ja, allerdings, Olaf.
Am liebsten würde ich in so einem Fall die Motorinternen Öldurchführungen und -Bohrungen irgendwie kontrollieren, aber wie sowas ginge, weiß ich leider auch nicht. 🙁
Ev. Druckluft?
WO die verlaufen, kann man ja in diverser Literatur nachlesen, wie z.B. im „Jetzt mache ich in schneller“, glaub ich.
Viel Erfolg!
auf jeden fall mit druckluft. schade für dich dass der motor schon wieder zusammen ist… die bohrungen verlaufen diagonal IN den kurbelwangen.
Guten Abend,
Wie lange bist du so noch gefahren?
Gar nicht mehr.