Fahrstrecke: Welschnofen – Bozen – Mendelpaß – Cles – Passo del Tonate – Passo del Gavia – Bormio – Umbrailpaß – St.Maria Val Müstair
Länge: 198,66 km
Höhenmeter: + 5224,30 m / – 4605,20 m
Abfahrt: 10:45 Uhr
Ankunft: 18:00 Uhr
Nach unserem spätabendlichen Ausflug nach Bozen haben wir es an diesem Morgen etwas ruhiger angehen lassen. Ich habe auch geschlafen wie ein Bär. Vielleicht lag das aber auch an der tollen 70er -Jahre Ausstattung in unserem Hotel.
Die war mir doch glatt ein Foto wert. Total genial.
Aber wir wollen uns ja nicht mit Nebensächlichkeiten aufhalten. Raus an die frische Luft. Und wieder hatten wir riesiges Glück mit dem Wetter. Zeigte sich der Himmel am Vorabend noch leicht bedeckt, erwartete uns erneut ein strahlend blauer Himmel.
Wir haben es anscheinend verdient.
Es ging zunächst wieder nach Bozen. Aber ich wollte Bozen nicht einfach auf der Autobhan umkurven, sondern noch einmal mitten durch.
Mit der großen Tourenkarte, die Bozen nur als kleinen Punkt darstellt, ein paar Hinweisschildern und etwas Gespür sind wir dann sogar am richtigen Ende von Bozen wieder rausgekommen. Ich finde die Navigation in den Bergen ist relativ einfach, man muß immer nur das richtige Tal erwischen. Viel mehr Straßen gibt es hier ja nicht.
Unmittelbar hinter Bozen zweigte dann eine unscheinbare Straße zum Mendelpaß ab. Der war mit 1363 m zwar vom Papier her recht unscheinbar, aber wir kamen von fast ganz unten. Bozen liegt auf ungefähr 250 m. Fahren lies er sich super, das hat richtig Spaß gemacht. Viele der Kehren und Kurven waren nicht ganz so eng, so daß man hier richtig schön Fahrt aufnehemen konnte. Mein bekanntes Grinsen im Gesicht war sofort wieder da.
Oben angekommen, natürlich Pause. Fast eine viertel Stunde musste ich hier auf Johannes warten. Blödsinn. Er kam nur kurze Zeit später oben an. Der Nachteil seiner 1,3l-Motorisierung war wirklich vernachlässigbar klein.
Dafür war Johannes meistens schneller, wenn es darum ging einen abzusetzen. Aber nicht was Ihr jetzt wieder denkt. 😉
„Absetzen“ war unser Kürzel für das Senden einer Statusmeldung an unsere Facebook-Freunde.
Nun aber weiter bis zum nächsten Paß waren es diesmal über 70 Kilometer. Vom Mendelpaß ging es relativ zügig abwärts um dann einen lang gestreckten Anlauf zum nächsten Etappenziel zu nehmen.
Es ist schon ein komischer Landstrich hier. Man ist in Italien, aber irgendwie kommt einem das doch gar nicht so fremd vor. Dann wieder gibt es Momente, da weiß man ganz sicher, man ist in Italien.
Was kann es typerische geben, als eine Gelateria?
Eigentlich eher untyisch für diese Region waren dann die Hochhausbunker die uns kurz vorm Passo del Tonale ins Auge stachen.
Schön ist anders.
Eben ein typischer Wintersportort, der ohne Schnee etwas trist daher kommt.
Während ich noch die Lage inspizierte und einige Fotos schoß, war Joahnnes schon wieder dabei einen abzustzen.
Wieder Erster. Mist…
Dafür hatte ich als erster die kleine Gaststube ausgemacht. Direkt neben dem eigentlich Paßschild. Das Foto durfte natürlich nicht fehlen.
Natürlich auch nicht der anschließende Besuch in der Holzhütte. Die kannten hier sogar Spezi. 😉
Als wir wieder rauskamen sprach uns mal wieder jemand auf unsere Autos an. Ein Biker aus Bremen. Dem sollten wir später, am Ende des Tages nochmals über den Weg laufen. An völlig anderer Location.
Hört sich bis jetzt alles recht easy an. Erst zwei Päße mit nichtmal 2000 m. Das sollte sich ab sofort schlagartig ändern. Genauer gesagt ab hier.
Der eigentliche Beginn des Passo del Gavia. Die Straße wurde ab hier einspurig, teilweise nur noch 1,90 m breit, zeitweise ohne jegliche seitliche Begrenzung. Eine Ampelregelung wie noch am Vortag am Staller Sattel suchte man hier vergebens. Dazu ein Straßenbelag der seine besten Tage schon lange hinter sich hat.
Wenn Dir hier einer entgegen kommt, hast Du verloren. Dann muß irgendwer zurück, bis eine der wenigen Ausweichstellen kommt.
Zum Glück war der Paß bei unserer Auffahrt sehr wenig befahren. Ich hatte Glück und konnte mich den gesamte Streck so durchmogeln. Wer jetzt aber glaubt, daß man hier oben sicher vor neugierigend Touristen ist, der irrt.
Schon wieder einer der fragte, „Schaffen die alten Autos das denn überhaupt?“
Wie man sieht waren wir mittlerweile mitten in den Wolken unterwegs. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob vielleicht sogar besser war.
So sah man wenigstens nicht, weit weit es neben der Straße nach unten ging.
Dann tauchten auf einmal direkt vor mir Ziegen auf der Straße auf.
Die hatten aber die Ruhe weg, als wir durch ihr Wohnzimmer düsten.
Auf 2652m endete die irre Fahrt dann. Eine gute dreiviertel Stunde haben wir dafür gebraucht. Johannes hatte schon wieder das Smartphone in der Hand. Aber Ätsch, hier gabs kein Netz…
Oben war es dann relativ unbewölkt. Wir hatten eine herrliche Sicht über die Paßebene, bis hinauf zu auf die schneebedeckten Gipfel der umliegenden 3000er. Zum gelungen Aufstieg gönnten wir uns eine Kaffeepause im Refugio Bonetta. Autofahrende Gäste waren wir wohl die einzigen, der Rest kam mit dem Fahhrad. Den Fotos nach zu Urteilen ist das hier oben wohl ein Mekka für Pedalisten. Unzählige Fotos von Ankünften des Giro d’Italia zierten die Hütte.
Die Abfahrt war dann vergleichsweise unspektakulär, bot aber noch ein paar schöne Stellen für unvergelichliche Fotos.
Bäume? Immer noch Fehlanzeige.
Was für ein Panorama.
Der Gavia-Paß hat sich richtig gelohnt.
Etwas enger ging es dann auch noch auf dem Weg nach Bormio zu. Ich könnte wetten, daß an dieser Treppe bestimmt schon der eine oder andere hängenglieben ist.
Die befand sich mitten in der Ortsdurchfahrt von Sant’Antonio.
Im Bormio wurde es dann Zeit mal wieder etwas Sprit nachzutanken. Den Tank hier ganz voll zu machen habe ich mir verkniffen. Für 10 Liter waren 18,40 EUR fällig. Das mußte erstmal langen.
In Bormio waren wir fast schon wieder in der gemäßigten Zone. Gut 1200m hoch. Somit gut 1400m tiefer als am Passo del Gavia. Fast die gleiche Höhendifferenz war es jetzt auch zum letzten Anstieg des Tages.
Ziel war der Umbrailpaß, der höchste Straßenpaß der Schweiz. Von Italien ist er nur über die Südwest-Rampe der Strasse über das Stilfser Joch zu erreichen.
Daher auch die Anzeige beider Päße am Beginn des Anstiegs.
Und wieder hatte ich ein fettes Grinsen im Gesicht. Nebenbei fragte ich mich allerdings immer wieder, wo um Himmelswillen sollen wir hier nach oben kommen. Nichts als steile berge um einen herum.
Ich reckte mich nach links und rechts und konnte nicht so wirklich was erkennen.
Bis die Lösung auf einmal vor uns lag.
Da sollen wir also rauf!
Ja, sollen wir und sind wir rauf.
Kurze Zeit später hat uns das Wetter dann aber richtig erwischt. Oben auf der Plattform, wo man sich für Passo del Stelvio oder Passo Umbrail entscheiden muss, regnete es in Strömen.
Uns zog es ohne große Pause in die Schweiz. Morgen früh fahren wir hier sowieso wieder zurück und da ist bestimmt besseres Wetter. Hat bisher immer geklappt, warum soll das nicht so weitergehen. Aber natürlich nicht ohne noch wenigstens das übliche Foto am Paßschild für´s Protokoll zu machen.
Die Grenzstation war nicht besetzt, so daß wir unsere Fahrt ohne Kontrolle weiter fortsetzten konnten.
Bei dem Mistwetter hatten wir keine große Lust noch lange nach einem Hotel zu suchen. Fündig wurden wir dann in einer Kehre noch auf der Abfahrt vom Umbrailpaß.
Das Gasthaus Alpenrose in Santa Maria Val Müstair. Ein wahrer Glückstreffer, wie sich spätestens beim Abendessen heraustellte. Hausgemachte Schweizer Spezialitäten. Das war richtig lecker.
Und wer stolzierte da auf einmal in die Gaststube hinein? Der Bremer Biker, den wir Mittags auf dem Passo del Tonate getroffen hatten. So klein ist die Welt.
Natürlich gibt es auch noch wieder ein Video. Mittlweile bin ich jetzt schon bei 20 Minuten angekommen. Sorry, geht nicht kürzer..
Fotos gibt es ja sowieso. Viel Spaß.
Jeden Morgen neue geile Berge, geile Kurven und tolle Auto´s!
Das darf hier nie zuende gehen…Weitermachen…
Beidedaumenganzhoch!
Grüße Käfertönni
Filmst du mit einer GoPro?
Irgendwann musst du noch einmal nen Exkurs zu deinem Foto- und Videoequipment machen.
Keine GoPro. Ist eine Kodak Playsport.
Wie immer: total super! Aber von wegen, der Mercedes ist freiwillig auf die Seite gefahren und hat Dich vorbeigelassen. Dem ging die Düse! ;-). Aber sowas von!
Ich finde ich war nicht zu aufdringlich. Ich bin nur einfach nicht mehr aus seinem Rückspiegel verschwunden. 😉