Ostermontag, immer wieder Regen, kein Treffen in der Nähe, nichts auf dem Zettel. Ideale Vorraussetzungen mal damit zu beginnen, den Volvo endlich fit für die HU zu machen.
Etwas riskant war mein Vorhaben ja. Mit dem Volvo in die Werkstatt und mal eben die Lenkung tauschen. Der TS stand zu Hause in der Garage, samt roter Nummern. Ich mußte also mindestans soweit kommen, daß ich später wieder mit dem Volvo nach Hause kommen.
Das Lenkgetriebe ist einer der bekannten Schwachstellen beim Volvo 940. Die Führungsbuchsen der Zahnstange schlagen sehr oft aus. Die Folge ist nicht nur ein unangenehmes Knacken, was man eigentlich nur im Stand wahrnimmt, sondern vielmehr auch flatternde Vorderräder. Ähnlich als wenn man mit nicht ausgewuchteten Räder unterwegs ist. Das nervt!
Also habe ich am Mittwoch vor Ostern noch mal schnell in den sauren Apfel gebissen. Donnerstag stand der sperrige Karton dann schon vor meiner Haustür.
Damit es nicht ganz so teuer wird, habe ich mich für eine Austauschlenkung entschieden. Das Altteil geht also wieder zurück und dann kriege ich auch mit Altteilpfand wieder. Ein bereits freigemachtes Rücksendeetikett hat der Verkäufer gleich mitgeliefert. Klasse Service.
Also mal ran an meine Ölsardine.
Der Motor ist leider, nach nun auch schon fast 22 Jahren, leicht inkontinent. Kopfdichtung und Ölwanndichtung sind wohl die stärksten Verursacher. Es ist aber nicht so, daß sich dadurch ein nenenswerter Ölverbrauch eingestellt hätte und ich alle naslang Öl nachfüllen muß. Zwischen den Ölwechseln geht maximal 1 Liter bei drauf.
Die Lenkung sitzt im Vorderachsrahmen und wird dort lediglich mit zwei Schrauben eingeklemmt.
Zum Tausch müßen natürlich noch die beiden Leitungen ab. Das habe ich mal gleich als erstes gemacht. So kann das Lenkgetriebe schön ausbluten.
Im Anschluß hab ich mich mal an die beiden Spurstangenmuttern gemacht.
Natürlich waren die ordentlich fest, ließen sich aber mit einem normalen Maulschlüßel und einer kleinen Verlängerung dann doch problemlos lösen.
Um eine Spureinstellung werde ich nicht später nicht drumrumkommen. Das passiert aber erst wenn ich auch die gepulverten Querlenker und Schubstreben samt neuen Buchsen drin habe. Damit ich mir in der Zwischenzeit nicht endgültig die Reifen runterradiere, habe ich jetzt erst mal Maß genommen.
Zollstock an der Mutter des Spurstangenkopfes angelegt und als Referenzpunkt die kleine Bohrung in der Achse genommen. Aufschreiben brauchte ich mir das nicht, ich hatte ja die Fotos.
Die Spurstangen habe ich dann einfach aus den Spurstangenköpfen herausgeschraubt.
Kein Problem, da sie Lenkungsseitig in einer Kugelpfanne enden.
Fehlt noch die Verbindung zur Lenksäule. Hier mußte nur eine Schraube raus. Ich kam da auch gut ran, konnte die Schraube wunderbar lösen. Nur ganz raus wollte sie partout nicht. Irgendwas hakte da, obwohl die Schraube absolut lose war. Die Lösung fand ich dann auf der Rückseite.
Ein kleiner Sicherungssplint soll wohl ein komplettes herausfallen der Schraube verhindern.
Die Lenkung fiel mir dann förmlich nach unten raus.
Wenn man sich erstmal auf die komischen Schraubengrößen eingelassen hat, ist es wirklich angenehmes Schrauben an dem Brick. 12, 14 und 15 gehören hier halt einfach dazu.
Zum Glück hatte ich vor zwei Jahren schon mal die Spurtstange auf der linken Seite getauscht. Daher wußte ich, wie es unter den Manschetten der Lenkung aussah. Denn ansonsten hätte ich jetzt wohl erstmal das große „P“ auf der Stirn gehabt!
Die neue Lenkung ist ein ganzes Stück kürzer. So genau habe ich mir die im Vorwege nun auch nicht angeguckt. Da hatte ich mich mehr auf die Leitungsanschlüße und die Befestigungspunkte konzentriert.
Aber wie gesagt, das war jetzt kein Grund zur Panik. Bedeutet zwar etwas mehr Arbeit, aber die Lenkungen an sich sind identisch. Lediglich die Spurtangen haben eine unterschiedliche Länge.
Somit kriegt der Verkäufer halt seine beiden neuen wieder zurück und ich verbaue die vorhandenen Teile.
Die sind samt dem Kugelgelenk nämlich nur auf die Enden der Zahnstange geschraubt.
Ein Tausch ist also schnell gemacht. Einen positiven Nebeneffekt hatte das dann aber trotzdem. Die von mir bestellte Lenkung war 20,- Euro günstiger. Wenigstens etwas.
Mit den alten Spurstangen gings dann zurück ans Fahrzeug. Hier kann man noch erkennen, daß die linke Spurstange noch recht frisch ist. Wie gesagt, die ist erst knappe 2 Jahre alt.
Damals hatte ich die noch in der Hoffnung getauscht, damit das Knacken loszuwerden. Ein Irrtum, wie sich recht schnell herausstellte.
Nachdem dann alles wieder an Ort uns Stelle war, habe ich dann doch noch mal etwas den Putzteufel rausgeholt.
Wenigstens die gröbsten Ölplacken habe ich mal weggepustet. So ist da wenigstens wieder ein bisschen was von der so schönen roten Ölwanne zu erkennen.
Etwas gedauert hat es noch die Luft wieder aus dem System zu bekommen.
Obwohl ich den Zulaufschlauch direkt an der Pumpe abgenommen hatte und die Luft dort somit vollständig entweichen konnte, befanden sich noch eine ganze Zeit lang diese Luftblasen im Öl.
Zig mal habe ich die Lenkung von links nach rechts durchgedreht. Erst mit stehendem Motor, dann immer mal wieder kurze Zeit mit laufenden Motor bis zum Endanschlag, sodaß die Pumpe gegen Druck fördert. So ganz habe ich die Luft da nicht rausbekommen. Bei der ersten Testfahrt, war die Lenkung zeitweise immen noch leicht am Stottern.
Das gab sich erst auf dem Weg zur Waschbox. Da bin auf dem Heimweg noch rangefahren. Hier habe ich dann die Lanze mal etwas unterm Auto kreisen lassen. Ich hoffe es hat noch etwas gebracht. Die Motorwanne hatte ich deshalb bewußt noch nicht wieder montiert.
Die kann ich immer noch wieder unterschrauben. Es geht ja schließlich noch etwas weiter mit dem Fresh-up.
Wenn die Buchsen eingepreßt sind, kann ich die Lenker durchtauschen. Mal gucken, was da noch für Fallen auf mich warten.
Die erste Hürde ist aber erledigt. Das Knacken ist weg. Um zu sehen, wie sich das mit den flatternden Rädern jetzt verhält, muß ich erst mal auf die Autobahn. Ich gehe aber jetzt einfach mal von einem Erfolg aus.
Hab die gleiche Kacke vor 2 Jahren an meinem 3B-Passat getauscht,da muss das ganze Lenkgetriebe an der Fahrerseite durchs Radhaus durchgezogen werden… Da wirkt mir deine Volvo-Konstruktion weitaus Wartungsfreundlicher
Deine „Fix it“ Berichte sind mehr als das… astreine Tutorials.
Du hast bei mir echt schon mehr als einmal geholfen 🙂
Interessanter und hilfreicher Blog, vielen Dank für die Arbeit, die Du da reinsteckst. Eine Frage zur Lenkung hätte ich noch. War das „Fattern“ danach komplett geheilt? Ich habe nämlich das gleiche Problem, bin mir aber nicht zu 100% sicher ob es nun von der Servo oder sonstwo vom Fahrwerk kommt. Habe zwar schon alles vermessen lassen und alle Gummis und Buchsen scheinen OK, aber man weiss ja nie. Grüße Barny
Oh Gott, das ist schon wieder so lange her.
Ich meine mich zu erinnern, dass es deutlich besser geworden ist, jedoch auch noch nicht ganz verschwunden war. Also deutlich deutlich besser.
Eine Felge hatte bei mir aber noch ein leichte Unwucht.
Auch wenn diese Beschreibung schon fast 10 Jahre alt ist, möchte ich noch den Kommentar hinterlassen:
Ganz herzlichen Dank an alle Leute, die sich viel Mühe machen, Erfahrungen zu dokumentieren und der Nachwelt zur Verfügung zu stellen!!!