Gestern gings am laufenden Band hoch und runter. Ein Satz Federn rein, runter auf den Boden, Maße und Sitz der Federn kontrolliert und wieder hoch.
Aber Schritt für Schritt.
Los ging es mit den bisherigen Originalfedern.
Irgenwie brauche ich ja eine Referenz um die anderen Federn beurteilen zu können.
Anstelle der Schrauben habe ich unten an den Stoßdämpfern immer nur zwei Schraubenzieher durchgesteckt. War einfach effektiver.
Wieder unten habe ich drei Maße genommen. Als Standardmaß diente der Abstand von Boden bis Mitte Radlauf in unbelastetem Zustand. Ich wollte aber noch wissen wie viel der Wagen unter Belastung einfedert. Dazu habe ich mich jeweils hinten auf die Kofferraumkante gesetzt und den Unterschied an der Oberkante der Rückleuchte festgehalten.
Das ist jetzt nicht Millimtergenau, aber gibt schon eine brauchbare Info. Mit den Originalfedern hatte ich am Radlauf ein Maß von 600 mm, an der Rückleuchte waren es unbelastet 700 mm und belastet 640 mm. Also gut 60 mm eingesackt.
Nächster Testkandiat waren dann die Sachs-Federn von Detlev.
Die sollen laut Nummer für den Variant sein und waren auch dementsprechend länger und stärker.
Allerdings waren sie so stark, dass ich die Achse gar nicht soweit anheben konnte um die Schraubenzieher in die Dämpferaugen zu stecken.
Gut vier Zentimeter fehlten da noch und da hob der ganze Wagen schon von den Teller der Hebebühne ab.
Jetzt hätte ich einen Federspanner gebraucht. Aber ganz ehrlich, das habe ich mir gespart. Damit würde der Wagen hinten locker 5-6 Zentimeter höher kommen. Das geht überhaupt nicht.
Außerdem war da noch ein weiteres Problem. Die Anzahl der Windungen stimmte nicht. Original sind 7 1/2 Windungen, diese Feder hatte 8 3/4 Windungen. Die eine Windung mehr ist dabei gar nicht das Problem, viel mehr machte die 1/4 Umdrehung die Probleme.
Unten auf der Achse ist die Position der Feder durch den Federteller ja vorgegeben. Oben ist sie im Prinzip variabel, da die Dämpfungsringe sich ja in jeder beliebigen Position einsetzten lassen. Die Gummiringe sollen aber nicht nur dämpfen, sondern sie stellen Feder auch leicht schräg an, um in einem leichten Bogen einzufedern. Durch die Geometrie der Achse ist das zwingend notwendig. Das haut so jetzt natürlich nicht hin. Der Gummiring ist 90° verdreht und die Feder wird jetzt leicht zur Fahrzeugmitte angestellt. Überhaupt nicht im Sinne des Erfinders.
Soweit ein wenig zur Theorie der Hinterachsfederung beim alten Passat.
Nächster Kandidat waren die unbekannten, roten Federn.
Die war ja von Haus aus schon acht Zentimeter kürzer, was man leider auch deutlich sieht. Der Schraubenzieher steckt schon im Dämpferauge, also die voll ausgefederte Position. Der Sitz der Feder auf dem unteren Federteller ist dabei alles andere als optimal. Sie springt zwar nicht raus, liegt aber nur vorne richtig auf. So würde ich mich damit nie auf die Straße begeben. Die Werte vom Zollstock interessierten mich aber trotzdem.
Am Radlauf hatte ich ein Maß von 580 mm. Also nur 20 mm weniger als mit Originalfedern. Da hatte ich mit wesentlich mehr Tiefgang gerechnet. An der Rückleuchte waren es unbelastet 670 mm und belastet 620 mm. Also nur gut 50 mm eingesackt, 10 mm weniger als vorher. Das ist es ja, was ich eigentlich erreichen will.
Aber auch hier haute die Windungszahl wieder nicht hin.
Hier waren es 8 1/4 Windungen. Der Dämpfungsring sitzt also wieder um 90° verdreht, diesmal aber in die andere Richtung.
In Summe wird das also auch nichts werden.
Vierter und letzte Kandidat war ein gebrauchter Satz Variant-Federn.
Die hatte genau ein Windung mehr als die Limousinen-Feder und passte damit logischer oben unten genau in die vorgegebenen Positionen. Ist bei einer VW-Feder ja auch irgendwie logisch.
Obwohl optisch schon ziemlich fertig hatte ich auch hier zu kämpfen die Schraubenzieher unten durch die Augen zu bekommen. Gut zwei Zentimeter fehlten, bis sich die Karosse so langsam von den Teller erhob. Mit einer Hand hinten an der Stoßstange habe ich ihn dann aber unten gehalten und mit der anderen Hand schnell die Schraubenzieher durchgesteckt.
Aber mir da schon klar, was mich erwartet wenn er erst auf dem Boden steht.
Gut 35 mm höher als original. Geht überhaupt nicht.
An der Rückleuchte waren es unbelastet 740 mm und belastet 690 mm. Also auch nur gut 50 mm eingesackt und damit ebenfalls 10 mm weniger als mit Originalfedern. Aber das eben in dieser schwindelerregenden Höhe. Scheidet somit auch aus.
Erkenntnis des Tages: Alles nicht so einfach.
Wichtigste Erkenntnis ist aber eindeutig die Notwendigkeit der richtigen Windungszahl. Man braucht zwingend diese 1/2 Windung.
Zweit wichtigste Erkenntnis: Eine stärkere Feder wirkt sich nur sehr wenig auf den Einfederweg aus. Gerade mal 10 mm weniger brachten die zu Tage.
Stellt sich die Frage, ob das überhaupt die Suche nach einer richtigen Feder rechtfertigt.
Die rote Feder wäre im Prinzip schon ganz gut, sie müsste nur noch etwas stärker und länger sein. Die 1/4 Windung zu viel könnte man schon irgendwie verschwinden lassen.
Die Bezeichning der Fahrwerksversuchsanstalt ist schon nicht übertrieben – fast schon wissenschaftlich beschrieben, Respekt! Die 1/4 Windung lässt sich ggf wegflexen?
Das Überrascht mich jetzt, ich empfand die abgeschnittenen Vari-Federn sehr viel härter…
Die Karre geht ja mit den normalen Federn schon beim volltanken in die Knie, mit den Vari-Federn tat sie das eigentlich nicht.